Bergsteigen in Ecuador - Chimborazo 6310 m,
, Peter mit German Jara- Überraschung des Tages - Aufbruch zum Chimborazo
- Chimborazo Gipfeltag
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, Überraschung des Tages - Aufbruch zum Chimborazo
Des Nächtens hatte ich ja wieder sehr gut geschlafen, macht doch ganz schön müde dieses Höhenbergsteigen. Dem Frühstück sah ich langsam auch schon mit freudiger Erwartung entgegen - vor allem mein Magen. Als wir beim Frühstück alle zusammensaßen, stellte German die Frage in den Raum, ob wir nicht heute schon zum Chimborazo aufbrechen wollten. Ich war im ersten Moment schon überrascht, hab ich doch eigentlich mit einem Ruhetag gerechnet, aber im Prinzip war ich der Idee nicht abgeneigt, und nach ein bisschen Telefoniererei von German war dann auch schon der Entschluss gefasst, gleich heute loszufahren. Franklin, Germans Bruder, und Joana sollten auch mitkommen. Franklin um mit uns auf den Berg zu gehen.
Um 10 Uhr ging's auch schon los, und machten uns erstmal auf nach Riabamba. Dort gingen wir auch noch was essen, das war aber eh nicht schlecht, brauchten wir uns am Abend auf der Hütte nichts mehr zu kochen. Meine Sorge war jedoch, dass mein Huhn mit Reis wohl in Ordnung sei, denn das Letzte was ich jetzt bräuchte wäre eine Magenverstimmung gewesen. Was ja auf der ganzen Hinfahrt noch viel beunruhigender als die ganze Trödelei war, war wieder mal das leidige Thema - Wetter. Es war eigentlich die ganze Zeit bewölkt und von Zeit zu Zeit hat es auch geregnet. Als wir aber dann von Riobamba Richtung Berg fuhren, durften wir ein wirklich schönes Schauspiel erleben. Über uns noch die dunklen Regenwolken, und am Berg schien die Sonne, wirklich toll.
Die Straße zur Carel Hütte auf 4800 Meter war im Vergleich zu dem schon Erlebten ja eine richtige Autobahn. Zu dieser Hütte fahren sogar Busse! Ich glaube, wir sind dann so gegen 16.30 Uhr auf am Parkplatz angekommen.
German und Franklin brauchten dann ja ohnehin noch etwas Zeit, bis sie ihr Zeug gepackt hatten, und so machte ich mich mal gemütlich auf den Weg zur oberen Hütte. Ich fotografierte auch ein bisschen während des Aufstiegs. Die Stimmungen waren mit den herumziehenden Nebeln wirklich sehr schön - und auch am Berg klarte es immer mehr auf. Auf der Hütte angekommen, stellte ich fest, dass eigentlich doch nicht so viele Leute dort waren wie mir angekündigt worden war.
Auf der Hütte waren zwei Gruppen US-Amerikaner wie ich heraushören konnte, aber wir hatten ein ganzes Schlafabteil für uns alleine. Am Abend hab ich noch ein Süppchen geschlürft, hat ganz lustig ausgesehen, das Stromaggregat war nämlich defekt und so hab ich die Suppe mit meinem grünen mini Lämpchen beleuchtet. Über dieses Lämpchen haben sich die Amis auch ganz gut amüsiert. Es erregte auch auf jeder Hütte Aufmerksamkeit. Großartig Hüttenabend gab's dann auch hier wieder nicht, es war nämlich für 23 Uhr "Tagwache" angesagt, für mich war in dieser Nacht das Warten deshalb richtig erträglich, die paar Stunden. Diesmal musste ich erstaunlicherweise gar nicht auf die Toilette, dafür hatte ich irgendwie das gegenteilige Problem, ich hab einen extremen Durst bekommen, so hab ich irgendwann begonnen, meinen Tee aus dem Rucksack zu kramen, das hat geholfen. Ich hoffte, dass ich mir vom Aufsteh-Tee noch ein bisschen abzweigen können würde, damit meine Flasche für den Aufstieg wieder voll sein würde.
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Erstaunlicherweise bin ich auch in dieser Nacht rechtzeitig aufgewacht ;-) - was ja auch aus oben schon beschriebenen Gründen nicht mein Problem war. Da wir schon um 23 Uhr aufgestanden sind, hat sich die Warterei auch in Grenzen gehalten. Ich wusste nicht genau, wo German und Franklin sich hingelegt hatten, und am Abend sind auch noch ein paar Leute ins Lager gekommen, jetzt hab ich einfach mal meine tolle Photon Fusion Stirnlampe angeworfen, und begonnen, mich anzuziehen. Das haben sie wohl mitbekommen und ich hab kurz darauf auch schon Rumgekrame vom anderen Ende des Lagers vernommen. Ich war wieder recht rasch angezogen, und bin dann mal in den Gastraum der Hütte gegangen, und dann hab ich gewartet und gewartet, ich glaub es war fast eine halbe Stunde, bis German und Franklin fertig waren.
Draußen war es sternenklar und der starke Vollmond ließ den Berg in einem fahlen Glanz erscheinen. In dieser Hütte war es anscheinend auch üblich, dass nur die Führer die Küche benutzen, und so konnte und wollte ich auch kein heißes Wasser bereiten. Aber irgendwann sind dann eh meine beiden Begleiter aufgetaucht, und es gab doch noch ausgiebig Tee und ein bisschen Weißbrot - wobei ich ja sagen muss, dass ich mich echt zwingen musste etwas zu essen, weil ich da einfach keinen Hunger hab.
Um 0.15 Uhr verließen wir, gemeinsam mit den anderen Gruppen, die Hütte. Die ersten 45 Minuten des Weges führen über Geröll und Gletscher-Moränen, bis man einige Schneefelder am Fuße des Gletschers erreicht. German hat dann auch gleich mal gemeint, wir sollen die Steigeisen anlegen, gesagt getan. Lustigerweise war es beim Verlassen der Hütte nicht übertrieben kalt und vor allem windstill; ich trug nur ein Funktions-Unterleibchen und einen Fleece Pullover. Inzwischen kam aber auch etwas Wind auf und es wurde dadurch auch gleich mal kälter, und ich nutzte die Gelegenheit, neben Steigeisen und Gurt auch gleich die Gore-Tex Jacke anzuziehen. Um auf das Eisband, "El Coredor" genannt, zu gelangen mussten wir uns ein geeignetes Plätzchen suchen, viele Stellen sind steil bis überhängend und recht hoch, zwischendurch gibt's auch niedrigere Passagen, wir suchten uns eine Stelle, wo der Aufschwung nur ca. 2 Meter hoch ist und mit ein bis zwei Pickelschlägen und einmal gescheit Hooken bewältigt werden konnte.
Nun traversierten wir leicht ansteigend nach rechts, bis an den Fuß einer steilen aber nicht allzu langen Flanke, die wir nun bewältigen mussten. Zuvor seilten wir uns aber noch an, auch dies dauerte etwas länger und die hiesige Sicherungstechnik war mir ja ohnehin etwas suspekt. Aber dann stiegen wir die Flanke empor. Mir fiel es in der Seilschaft total schwer, einen richtigen Rhythmus zu finden, und German ging auch eine verhältnismäßig steile Spur und zudem recht schnell in Anbetracht der Tatsache, dass wir noch gute 1100 mH zu bewältigen hatten. Nach der Flanke querten wir dann nach links zurück bis auf den Nord-West-Grat, der mehr oder weniger direkt zum Ventemillia Gipfel zieht.
Dort hab ich dann beschlossen, doch lieber alleine zu gehen, da konnte ich dann mein eigenes Tempo und eine mir behagende Spur gehen. Meiner Einschätzung nach war es durchaus vertretbar, alleine zu gehen, die Spalten waren großteils offen, und ich fühlte mich auch beim Steigen sicher. Während die anderen noch ein Päuschen machten, ging ich los. Die anderen Gruppen hatten wir ohnehin schon hinter uns gelassen. Ich genoss nun das Gefühl dem Gipfel entgegen zu steigen, vogelfrei sozusagen und nur auf mich alleine gestell,t. Als ich nun so dem Grat entlang bergan stieg war ich der Meinung dass der Eisabbruch der sich weiter oben aufbaute schon der Vorgipfel sein könnte, ich sollte aber eines besseren belehrt werden und auch noch ein paar weitere Male an diesem Tag von so einem trügerischen Eisbruch getäuscht werden. Da ich mir eben immer diese "falso-summits" als nächstes Ziel gesetzt hatte, und immer wieder erkennen musste, dass hinter dem Einen schon der Nächste auf mich wartete, wurde es mit zunehmender Anstrengung natürlich auch motivationsmäßig recht hart. Zwischendurch traf ich auch auf einige beeindruckende Gletscherspalten, sicher nicht lustig, wenn man in so eine rein stürzt. Das Highlight an den zu umgehenden bzw. zu überquerenden Gletscherspalten war sicher ein eigentlich recht harmlos wirkendes Exemplar. Es war mehr eine Eisschlucht die am Grund mit Schnee gefüllt war, jedoch konnte man nicht erkennen, ob das jetzt nur eine Schneebrücke ist oder ob es begehbar sei. Ich suchte dann eine Stelle über die ich mich vorsichtig über den Schnee zur anderen Seite bewegte, dort musste ich nun aber über einen ca. 1,5 m hohen fast senkrechten, aus Eiszapfen zusammengesetzten Blankeisabschnitt, und darüber noch ein 10 Meter recht steiler Aufschwung. Aber mit ein, zwei beherzten Pickelschlägen und gefühlvoll gesetzten Steigeisen war auch dieser Abschnitt bewältigt. Um es gleich vorweg zu nehmen, beim Abstieg sahen wir, dass die anderen Gruppen hinter uns einfach durch die Eisschlucht die mir so verdächtig ausgesehen hat, gegangen sind. Und wir taten das im Abstieg auch, hat dann doch gut gehalten.
Der Wind blies eigentlich dann doch die ganze Zeit mehr oder weniger stark, und langsam bereute ich es, nicht auch noch eine lange Unterhose angezogen zu haben, ich hatte ja an den vorherigen Bergen die Erfahrungen gemacht, dass ich eigentlich mit meiner Windstopper-Fleece Hose und der Gore-Tex Überhose darüber warm genug bekleidet war. Hier am Chimborazo auf inzwischen doch schon 6000 Meter war die Temperatur aber schon ein wenig tiefer. Und vor allem meine Zehen entzogen sich langsam meinem Gefühlsempfinden, was mich schon etwas beunruhigte, und ich versuchte, sie in den Plastik-Bergschuhen so gut es ging immer ein bisschen durchzukneten.
Als sich nun der Mond anschickte unterzugehen bot sich uns ein beeindruckendes Schauspiel. Tief unter uns, ich schätze so auf 4000 Meter, lag ja eine geschlossene Wolkendecke, und hinter dieser begann nun der Vollmond am Horizont zu verschwinden, ich hatte vorher noch nie etwas Vergleichbares gesehen, der Anblick war so ähnlich, wie wenn man einen schwarzweiß-Sonnenuntergang durch eine Sonnenbrille betrachten würde, wirklich sehr schön. Nachdem jetzt aber der Mond untergegangen war, war es wirklich sehr dunkel, und nur die Sterne waren am Himmel zu sehen. Und wie so oft zu dieser Tageszeit, kurz vor Sonnenaufgang, war auch die Temperatur auf ihrem Tiefpunkt. Inzwischen hatte ich auch schon die Fleece-Jacke unter die Gore-Tex Jacke und auch die warmen Handschuhe angezogen, aber das größere Problem waren wie oben schon erwähnt die kalten Zehen.
Etwa eine Stunde mussten wir durch die nun mondlose Nacht steigen, bis es langsam zu dämmern begann und wir kurz danach den Vorgipfel, den Ventemillia Gipfel, erreichten. Im Osten war schon ein roter Schein der heraufziehenden Sonne zu sehen. Nun mit der langsam aufgehenden Sonne boten sich uns ja ein paar wirklich sehr schöne Morgenstimmungen - die Wolkendecke im Tal und darüber ein traumhafter Morgen.
Um auf den Hauptgipfel, den Whymper Gipfel, zu gelangen, war es nun notwendig, ein Feld von riesigen Marshmellows zu überwinden, diese kann man sich wie meterhohe Schneehaufen, getrennt durch mehr oder weniger tiefe Spalten vorstellen. German erzählte mir später, dass er schon ein Jahr nicht mehr auf den Hauptgipfel gehen konnte, da es nicht möglich war, einen Weg durch dieses Labyrinth zu finden. Auch an diesem Tag war er etwas skeptisch, wir hatten aber das Glück, dass es zuvor recht viel geschneit hatte und so einige Spalten mit Schnee gefüllt waren. Und so versuchten wir einen Weg zum Whymper Gipfel zu finden, was uns auch gelang. Dieses letzte Stück erforderte aber schon noch mal eine Portion Motivation, muss man doch noch mal einige Höhenmeter absteigen und dann noch ca. 50 aufsteigen um an sein Ziel zu gelangen. Um 6.45 Uhr erreichten wir den 6310 Meter hohen Cumbre Whymper, ein wirklich tolles Gefühl, welches in diesem Moment nicht mal durch die inzwischen doch recht große Erschöpfung getrübt werden konnte. Es sind ja immer diese letzten Meter, die in mir eine besonders starke Empfindung auslösen.
Inzwischen schien uns auch die Sonne ins Gesicht und wärmte uns etwas. Es sollte aber noch zwei oder drei Wochen dauern, bis in die Spitze meines großen Zehs wieder so richtig Gefühl zurückkehren würde. Aber in diesem Moment war das eher nebensächlich. Wir gratulierten uns, schossen ein paar Fotos und genossen den Ausblick. Das große Ziel, auf das ich von den anderen zuvor bestiegenen Bergen immer sehnsüchtig geblickt hatte, war erreicht.
German erzählte mir dann auch, dass ich der Erste in seiner Bergführer-Laufbahn sei, der es geschafft hätte, die drei höchsten Berge von Ecuador - in einem Abwaschen sozusagen - zu besteigen - "Steirerblut ist eben kein Himbeersaft!".
Nach einiger Zeit machen wir uns wieder an den Abstieg, und der kleine Gegenanstieg zum Ventemillia Gipfel ließ uns ganz schön ins Schnaufen kommen, aber beim Abstieg alles nicht so tragisch. Inzwischen kamen uns auch die Ersten von den anderen Gruppen entgegen. Einige blieben am Ventemillia Gipfel, andere folgten unserer Spur zum Hauptgipfel. Der Abstieg zog sich - zumindest gefühlsmäßig - wie immer ganz schön. Nun überblickte ich auch die Steilhänge, die ich in der Nacht heraufgestiegen war, und auch die Spaltenformationen sahen im Licht des jungen Tages ganz toll aus. Beim Abstieg nützte ich auch die Gelegenheit, einige Fotos der Route zu schießen. Nach etwa 2½ Stunden erreichten wir erschöpft und sehr durstig die Whymper Hütte.
Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten ging's zum Parkplatz bzw. zur Carell Hütte, dort kochte German noch ein paar Nüdelchen und wir stießen mit einer Cervecia auf unseren Erfolg an. Ich war wirklich froh, dass alles so gut geklappt hat. Anschließend traten wir die auch gut fünf Stunden dauernde Rückfahrt nach Quito an. Diesmal schlief sogar ich im Auto, normalerweise ist das ja nicht so mein Ding.
Bilder vom Bergsteigen in Ecuador
Zur Zeit dieses Aufenthaltes habe ich noch fleißig Dias gemacht, die nur teilweise digitalisiert wurden, deshalb hier nur einige Bilder meines Aufenthaltes in Ecuador!
Informationen und Hinweise
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Iliniza Sur und Norte | Bericht über die Besteigung der Ilinizas | |
Cotopaxi | Bericht über die Besteigung des Cotopaxi | |
Cayambe | Bericht über die Besteigung der Cayambe |