Skibergsteigen auf den Mangart über das Valle della Lavina und die Gipfelrinne
, Peter mit Markus Raffling und Stefan HasewendDie Julischen Alpen sind bis auf eine Tour auf den Wischberg vor Jahren, ein weißer Fleck auf meiner alpinistischen Landkarte. Angeregt durch das Buch Skialpinismus in den Julischen Alpen schlug Markus die Skitour auf den Mangart vor. Ich war sofort dafür zu begeistern, wenngleich auch ziemlich gespannt - ein einfacher Berg ist der Mangart im Winter ja nicht gerade.
Ich hatte mir die Tour ja zuhause schon auf der Karte etwas angeschaut, aber als wir den Parkplatz beim Lago di Fusine erreichen, staune ich erst mal nicht schlecht. Baut sich die Nordwand des Mangart doch ziemlich steil aus dem praktisch ebenen Tal vor einem auf. Über 1700 Höhenmeter ragt der Gipfel über den Talboden. Wir können noch direkt vom Parkplatz mit den Skiern losgehen. Zuerst machen wir uns auf den Weg, der auch zum Bivacco Nogara führt. Unser eigentlicher Plan wäre, diese Rampe, die vorbei Bivacco Nogara führt, für unseren Aufstieg zu nutzen. Laut Markus' schlauem Buch soll dies der direkteste und anspruchsvollste Winteranstieg auf den Mangart sein. Als wir aber das erste Mal Blick auf die große Rampe haben, sehen wir, dass uns im unteren Drittel ein gefrorener Wasserfall entgegenleuchtet. Wir sind nicht sicher, ob wir ihn umgehen können, haben auch nur Steigeisen und je einen Eispickel dabei. Wir beschließen, doch den Aufstieg über das Valle della Lavina zu machen, in das wir von unserem Standort aus noch gut kommen. Aus anderen Tourenberichten habe ich später gesehen, dass dieser Wasserfall links umgangen werden kann - vielleicht das nächste Mal.
Das Valle della Lavina schaut ja auch ganz toll aus. Wir müssen uns zwar etwas durchs Gestrüpp kämpfen, weil wir den direkten Weg durch das Bachbett irgendwie übersehen, aber nach einer Zeit sind wir in der breiten Rinne, die doch etwa 900 Höhenmeter hoch ist. Der Schnee ist recht griffig, so können wir bis kurz vor der Forcella della Lavina (Lahnscharte) mit Skiern aufsteigen. Inzwischen hat der versprochene Föhnwind etwas aufgefrischt, und je näher wir der Scharte kommen, desto stürmischer wird der Wind. Die letzten Meter in die Scharte stapfen wir zu Fuß - verstärkt durch den Düseneffekt bläst uns der Wind hier Eiskristalle entgegen.
Nun stehen wir in der Sonne und können einen ersten Blick auf den Gipfelaufbau des Mangart werfen. Immer noch über 600 Höhenmeter warten von hier auf uns. In einem weiten Rechtsbogen gehen wir mit möglichst wenig Höhenverlust in Richtung Gipfelaufbau, der schaut übrigens ziemlich imposant aus. Die direkte Gipfel- bzw. Nordrinne schaut nun direkt zu uns herab. Auf der linken Seite unterbricht aber eine ca. 15 Meter hohe Felsbarriere die Rinne, rechts führt eine ganz schmale Rinne durch eine Schlucht hinauf. Abgeschreckt durch den Felsteil beschließen wir, durch die schmale Rinne aufzusteigen.
Von unten hat die Rinne relativ gleichmäßig steil ausgeschaut, aber als wir die Engstelle erreichen erkenne wir, dass es sich hier auf drei, vier Metern doch ziemlich aufsteilt. Schon bei Markus schaut es nicht ganz einfach aus als er diesen vereisten Abschnitt klettert. Stefan versucht es als nächstes. Die Rinne unter dem Steilstück ist so schmal, dass ein Ausweichen im Falle eines Falles praktisch nicht möglich ist. Da Stefan keine Erfahrung mit Klettern im Eis hat, lässt er es aber nach ein paar Versuchen. Da ich ihn nicht alleine zurücklassen will, beschließen wir, abzusteigen und es über die Felsbarriere zu versuchen. Markus stapft inzwischen weiter gegen Gipfel.
So steigen Stefan und ich die schmale, doch an die 50 Grad steile, Rinne wieder ab und queren unter dem Felspfeiler zur Felsbarriere. In deren Grund führt eine anfangs schmale Eisrinne zu einem kleinen Schneefeld. Weiter sehen wir noch nicht. Diesmal versuche ich es als Erster. Die ersten Meter sind nicht ganz einfach, ein zweiter Eispickel wären hier sehr hilfreich. Nach ein paar Metern erreiche ich wieder Trittschnee, für ein paar Meter Entspannung. Auch der Ausstieg führt wieder teilweise über Flecken von Wassereis zwischen den Felsen. Ich bin froh, endlich wieder im tiefen Schnee der Nordrinne zu stehen. Für Stefan ist diese Passage eine ordentliche Herausforderung und er setzt jeden Tritt und Pickelschlag sehr gewissenhaft. Nach einiger Zeit hat es auch er geschafft. Ich hoffe nur, dass wir für den Abstieg den Normalweg nehmen können, runter würden wir diese Passage ungesichert nicht brauchen. Nach kurzem Ausschnaufen stapfen wir wieder im Schnee weiter.
Wir sehen bereits Markus' Spuren, und auch die Gipfelwächte. Nach dem breiten Teil der Nordrinne, kann man entweder nach rechts auf eine Schulter queren, oder direkt zwischen den Felsen Richtung Gipfel steigen. Natürlich ist Markus gleich direkt rauf, wir folgen seinen Spuren. Nochmal haben wir ein paar Meter Eis zu bewältigen. Nach einem weiteren Knick nach rechts legt sich die Rinne etwas zurück und wir sehen bereits Markus von der Gipfelwächte herunter winken. Erleichtert und glücklich erreichen auch Stefan und ich den Gipfel.
Wir genießen etwas das Gipfelglück und machen uns anschließend an den Abstieg über den Normalweg. Sonnseitig ist der Schnee schon ziemlich tief, sogar mit Antistollplatten pappt der Schnee ordentlich auf den Steigeisen. Wir folgen dem Grat und steigen dann schräg auf die Schulter ab, wo der Normalweg verläuft. Auf dem nun folgenden Schneehang stapfen uns zwei Slowenen entgegen. Ihre Aufstiegsspur erleichtert uns die Orientierung über die sog. Leichtücher/-bänder, breiten Schneebändern, die aber am unteren Rand in die Nordwand abbrechen - daran lieber nicht denken. Wenig später erreichen wir unser Skidepot.
Nach einer großteils sehr schönen Abfahrt, erreichen wir nach etwas über 7 Stunden wieder den Parkplatz, eine grandiose Tour liegt hinter uns.
Informationen und Hinweise
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Übersicht über die Winter-Nordanstiege und Rinnen auf den Mangart Gipfelaufbau
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