Durchquerung Leithagebirge - vom Neusiedlersee nach Eisenstadt, 30 Kilometer, 850 Hm+ und 795 Hm-

Am Bahnhof in Breitenbrunn verabschiedete ich mich von meinen Mädels und trabte gemütlich Richtung Ortschaft. Eines war jetzt schon klar, es würde ein ziemlich heißer Tag werden. Im Ort selbst startete ich doch gleich die GPS Navigation, um den Ausgangspunkt der Tour zu finden. Dieser liegt genau beim Postamt in Breitenbrunn an der Hauptstraße. Noch ein kurzes Selfie und den richtigen Track und die Stoppuhr aktivieren. Und dann los. Eine Besonderheit bei FKTs ist, dass dafür immer die Gesamtzeit die für die jeweilige Strecke benötigt wird, zählt. Sprich inklusive Pausen, Nickerchen oder was auch immer ...

Zuerst geht's erstmal aus dem Dorf raus. Der originale Track zeigt hier mal für ein paar Meter einen Weg, der in der Realität aber nur ein Wasserkanal ist. Aber einmal rechts abgebogen und man ist wieder on-track. Nach etwas über zwei Kilometern verlässt man die Seitenstraßen und biegt auf eine Schotterstraße ab. Es geht jetzt auf das 'Leithagebirge'. Ein GPS-Track ist hier (zumindest für Ortsunkundige) obligat. Es gibt so viele Abzweigungen und Schotterstraßen, zusätzlich ist man meist im Wald unterwegs, was die Orientierung erheblich erschwert. Nach etwa 11 Kilometern zeigt der GPS-Track, dass es gleich mal scharf rechts weggehen sollte ... 'ahm? hier mitten Gestrüpp soll es einen Weg geben?' ... aber doch, plötzlich biegt rechts ein sehr schöner Singletrail ab - endlich. Es geht ab hier vorwiegend auf Trails dahin. Etwa bei Kilometer 13 beginnt der steile Aufstieg auf die Franz-Josef-Warte. Außer für einen Schnappschuss bleibt nicht viel Zeit, was bei den anwesenden Wanderern nur verständnisloses Kopfschütteln auslöst. Bald ist mir auch klar, wieso hier 'plötzlich' doch so viel los ist. Von der anderen Seite ist es nur eine kurze Wanderung von der Mannersdorfer Bundesstraße zur Aussichtswarte.

Einen knappen Kilometer geht's hier auf der Asphalt-Straße Richtung Südosten - zumindest mit Blick auf den Neusiedlersee. Die Hälfte der Strecke hab' ich jetzt hinter mir. Mit den Flüssigkeitsreserven schauts nicht so gut aus, zwei Liter, verteilt auf vier Flasks hatte ich am Start dabei. Inzwischen hat es glatte 30 Grad und zwei sind schon leer und trotzdem plagt mich der Durst. Ab hier folgt die Route über weite Teile dem Weitwanderweg 02 .. oft begangen scheint dieser Abschnitt aber nicht zu sein, alles etwas am Zuwachsen, aber Hauptsache Trails. Es zeigt sich jetzt das wahre Gesicht des Leithagebirges, es geht die ganze Zeit, zwar immer nur kurz, aber dennoch steil auf und ab. Tendenziell steigt der Weg nun auch bis zum Buchkogel und dem danach kommenden namenlosen Hügel an. Für die letzten 10 Kilometer ist jetzt noch ein halber Liter Wasser übrig ... also jeden Kilometer etwa ein/zwei Schluck, damit wenigstens die Zunge etwas feucht ist. Es gab bislang keine Quelle oder andere Möglichkeit, die Flüssigkeitsvorräte aufzufüllen. Endlich ist auch mal Eisenstadt auf einem Wegweiser angeschrieben.

Ab Kilometer 26 geht es dann, bis auf ein paar mini Gegenanstiege, tendenziell bergab. Vorbei an Raiffeisen-Jubiläumswarte, auch hier nur ein Schnappschuss und bald ist die Gloriette erreicht. Nun noch auf einer Asphalt-Straße bis zum Schlosspark, den richtigen Weg erwischen und bis zum Schloss Esterházy. Nach knapp 3 ½ heißen, im wahrsten Sinne des Wortes, Stunden laufe ich unspektakulär vor dem Schloss ein. Noch checken, dass das wirklich der Zielpunkt ist, und Zeit stoppen. Nach einer kurzen Pause spaziere ich zurück zu unserem Wohnmobil, wo das lange ersehnte kühle Bier wartet - ausgetrocknet bin ich ordentlich.

Fazit

Es ist jetzt nicht die über drüber Leistung, es gibt sicher jede Menge Läufer, die das schneller könnten. Aber wie so oft im Leben muss man die Dinge auch einfach machen. Zuhause hab' ich dann auf Strava gesehen, dass vor kurzem jemand die Tour in 3.53 gemacht hat. Wertet das Ganze doch etwas auf, wenn es zumindest schon mal jemand anderes versucht hat. Persönlich freue ich mich, aktuell zumindest eine FKT inne zu haben. Mal sehen, wie lange sie hält.

Potenziellen Anwärtern würde ich unbedingt einen kühleren Tag für die Aktion empfehlen, die Hitze und die fehlenden Quellen haben das Ganze doch ziemlich hart gemacht. Ich glaub, dass es im Herbst bzw. (Spät-)Winter am besten sein müsste, da ist es vermutlich auch nicht so verwachsen.

Update 20. Juni 2021: So schnell kann es gehen ...

Trotz Hitzewelle hat Gabor Muhari 14 Tage nach meinem Versuch, meine FKT durch das Leithagebirge geradezu pulverisiert. In unglaublichen 2 Stunden und 25 Minuten (Schnitt 4.41 Min/Km!) legte er die Strecke zurück. Zum Glück ist Gabor kein unbeschriebenes Blatt, Sieger von vielen Trailrunning-Klassikern und Weltrekordhalter im sechs Stunden Lauf! Muss man ja schon fast sagen, dass es eine Ehre ist, von so jemandem geschlagen zu werden! Gratulation auf jeden Fall zu dieser enormen Leistung!