Die Napalm Challenge - alle Eisenerzer Klettersteige nonstop
, Peter- Die Napalm Challenge - alle Eisenerzer Klettersteige nonstop (30 km/700 Hm+ bike, 20 km/3300Hm+ hike/climb)
- Fazit, Eckdaten und Gefahrenhinweis!
- Informationen und Hinweise
Die Idee alle eisenerzer Klettersteige an einem Tag zu begehen und die Verbindungsetappen von Eisenerz aus mit dem Rad zu bewältigen, schwebte mir schon seit geraumer Zeit vor. Insgesamt sind wir bzw. bin ich ja nicht so der Klettersteig-Freak, aber im Laufe der letzten Jahre sind Sophie, Barbara und ich doch hin und wieder auf Eisenwegen unterwegs gewesen. Bei entsprechender Fitness und Belastbarkeit aller Beteiligten kann das eine erlebnisreiche Familienaktivität sein. So sind wir in den letzten Jahren unter anderem den Eisenerzer Klettersteig auf den Pfaffenstein sowie den Kaiser Franz Josef Klettersteig geklettert. Den Kaiserschild Klettersteig beging ich vor etwa zwei Jahren alleine und war von der Steilheit und Ausgesetztheit schon beeindruckt. Den Rosslochhöhlen-Klettersteig kannte ich bislang nicht, aber die Bilder und Beschreibungen im Netz flößten Respekt ein. Aber nicht nur die Anstiege sind fordernd: Sowohl der Abstieg vom Kaiserschild, sowie vom Kaiser Franz Josef bzw. Rosslochhöhlen-Klettersteig (wo dieses Jahr schon zwei Bergsteiger tödlich abgestürzt sind), als auch der Abstieg vom Pfaffenstein über den Südwandsteig, sind sehr technisch und teilweise ausgesetzt.
Es brauchte etwas Zeit und Planung, um an dieses Projekt heranzugehen. Ich hatte in den letzten Jahren das Radfahren bzw. Mountainbiken etwas vernachlässigt. Dies änderte sich vor Kurzem durch ein Upgrade meines Bike-Materials, welches auch wieder zu mehr Spaß und Motivation fürs Mountainbiken führte. Langsam hatte ich das Gefühl, dass die Fitness für dieses Projekt passen würde. Insgesamt warteten ca. 50 Kilometer Strecke (ca. 30 Bike- und 20 Hike-KM) und rund 4000 Höhenmeter Aufstieg auf mich. In Verbindung mit den psychischen Anforderungen und dem Wissen, auch nach 2 oder 3 Tausend Höhenmetern in den Beinen und Armen (!) immer noch konzentriert und sicher am Klettersteig unterwegs sein zu müssen, wollte ich das Gefühl haben, bereit für die Herausforderung zu sein. Nicht zuletzt braucht es auch das passende Wetter!
Noch ein Wort zur Napalm Challenge. Dem einen oder anderen wird das Platten-Label Napalm Records aus Eisenerz ein Begriff sein. Aus einer Ein-Mann-Idee wurde mit viel Enthusiasmus und Begeisterung eine große, international tätige Plattenfirma, die auch die eine oder andere meiner favorisierten Metal- Bands unter Vertrag hat. Von diesem Enthusiasmus und Erfolg bin ich seit Jahren begeistert, und so war für mich klar: Start und Ziel meiner 'Metal(l)-Tour' würde das Headquarter von Napalm Records in Eisenerz sein; und die Herausforderung würde Napalm-Challenge* heißen – frei nach dem Motto Eisenerz – Home of Metal(l).
Mitte Juni war es dann so weit, alle Faktoren inkl. Wetter schienen zu passen. So machte ich mich am 12. Juni um 5 Uhr morgens auf nach Eisenerz.
* Mit freundlicher Genehmigung von Napalm Records
Die Napalm Challenge - alle Eisenerzer Klettersteige nonstop (30 km/700 Hm+ bike, 20 km/3300Hm+ hike/climb)
Ziemlich genau um 6.15 starte ich vor dem Napalm-Records-Headquarter in Eisenerz. Über die Bundesstraße geht's mit dem Bike hinauf in die Eisenerzer Ramsau. Von der Zufahrt zu dem beliebten Skitourengebiet sind mir die Steilstücke bekannt. Es heißt: Kräfte schonen. Vorbei am Gasthof Gemeindealm, wo üblicherweise der Parkplatz für die Tour auf das Kaiserschild ist, fahre ich weiter bis zur Bärenlochtränke - sozusagen der ersten Wechselzone. Das Bike wird angehängt, Radschuhe gegen Trailrunningschuhe getauscht, und der Zustieg zum Klettersteig kann beginnen. Der erste Teil des Weges führt über einen steilen Pfad durch den Wald, bevor man eine etwas unangenehme Geröllrinne quert und in eine Latschenzone wechselt. Danach geht es über Geröllfelder zu einer Rampe, die hinauf zur Westwand des Kaiserschilds führt. Die Rampe ist teilweise seilversichert und erfordert Trittsicherheit. Knapp zwei Stunden, nachdem ich in Eisenerz gestartet bin, erreiche ich den Einstieg zum Kaiserschild Klettersteig - die Spannung steigt.
Schon auf den ersten Metern heißt es ordentlich anpacken. Ich versuche, möglichst effizient zu klettern und einen guten Rhythmus zu finden. Von der Ramsauer Rampe kann ich bereits einen Blick auf den schwarzen Quergang werfen. Nur am Drahtseil und Eisenstiften geht's hier über eine steile, ausgesetzte Platte nach links. Ich konzentriere mich auf den Moment. Nach einer ansteigenden Querung nach rechts wartet die Schlüsselstelle: eine überhängende Querung. Die Schwierigkeiten sind recht anhaltend, rasten könnte man nur an den vorgesehenen Ausweichzonen. Nach einiger Zeit erreiche ich die Igelleiter, wo es steil über einen mit Eisenstiften gespickten Pfeiler hoch geht. Danach wird es leichter. Aber die von mir wenig geliebte Hängebrücke wartet noch und darf natürlich nicht ausgelassen werden. Die Verlängerungen am Sicherungsseil hängen (wie üblich) irgendwo in der Mitte der Nepalbridge, aber es muss auch so gehen. Kurze Zeit später erreiche ich den Ausstieg und etwas später den Gipfel. Dieser Teil wäre geschafft.
Wie schon erwähnt, ist auch der Abstieg recht technisch, und ich bin froh, als ich wieder normales Trailrunning-Gelände (nach der Querung der Kaiserschild-Westwand) erreiche. Zurück zur Bärenlochtränke, Wechsel auf das Bike, und ab geht's zurück nach Eisenerz. Bis auf zwei kleine Gegenanstiege heißt es: erholen. Nach ziemlich genau vier Stunden bin ich wieder zurück beim Auto und fülle Energie- sowie Flüssigkeitsvorräte auf.
Über den Radweg fahre ich zum Leopolsteinersee. Bei der Brücke über den Abfluss wird wieder das Rad versperrt. Der Einstieg ist bald erreicht. Inzwischen ist es ziemlich heiß, und ich hoffe, genug zu trinken dabei zu haben. Ein Liter Wasser und eine 0,5-Liter-Flasche Cola müssen reichen. Auch beim Kaiser Franz Josef Klettersteig geht es über die Einstiegswand rassig los. Danach erreicht man aber bald eine Gehpassage. Nach dieser geht es etwas leichter dahin. Am Schwalbennest überhole ich einen anderen Bergsteiger. Von unserer Familienbegehung der Tour weiß ich, dass es ab dem Adlerhorst nochmal steil und anstrengend wird. Hier treiben Hitze und Kraftaufwand den Puls in die Höhe. Am Beginn der oberen Gehpassage, dem Ochsenbrand, trinke ich einen Schluck - aber nicht zu viel, es muss noch eine Zeit lang reichen. Kurz vor dem Beginn des Ausstiegspfeilers sehe ich zwei weitere Klettersteigler, an denen ich kurz vor dem Ausstieg noch vorbeikomme. Die Doppelseilbrücke, die ja anscheinend primär als Fotopoint dient, lasse ich rechts liegen und mache mich direkt auf zum Rosslochhöhlen Klettersteig.
Da ich diesen nicht kenne und doch schon einige kräfteraubende Höhenmeter in Beinen und Armen habe, bin ich schon ziemlich aufgeregt. Schon beim Abstieg geht's ordentlich nach unten. Vor dem Einstieg der Hängebrücke kann man sich nochmal etwas sammeln und vom Ende einen Blick nach oben auf den beeindruckend aussehenden weiteren Verlauf des Klettersteigs werfen. Nach der Brücke kommt praktisch gleich die E-Passage. Die Schwierigkeiten beginnen mit einem leicht überhängenden (vor allem durch die Seilführung) Riesen-Wasserrutschen-Kamin. Mit etwas Körpergefühl aus der Felskletterei hat man hier schon einen Vorteil, aber etwas Ärmel braucht es trotzdem!
Der Weiterweg aus der Höhle raus bleibt dann immer noch steil. Erleichtert packe ich am Ausstieg meine Klettersteig-Ausrüstung in den Rucksack und trinke den letzten Rest meiner Flüssigkeitsvorräte. Nächster Vorsatz: 'sicher runterkommen'. Durch den Wald geht's noch relativ flott, im letzten Drittel heißt es wirklich aufpassen - viel loses Geröll an ausgesetzten Passagen. Die gefährlichsten Stellen sind zum Glück mit Drahtseilen versichert - dieses zumindest durch die Hand laufen zu lassen, macht absolut Sinn.
Gut, aber ziemlich ausgetrocknet erreiche ich die Wechselzone bei der Brücke. Wieder mit dem Bike zurück zum 'Basecamp' beim Auto vor dem Napalm-Headquarter. Dieses erreiche ich nach wiederum ziemlich genau 4 Stunden.
Jetzt steht 'nur' noch der Eisenerzer Klettersteig auf den Pfaffenstein und, zwecks der Vollständigkeit, der Abstieg über den Südwandsteig am Programm. Die Straße mit dem Kopfsteinpflaster zum Pfaffenstein-Parkplatz fordert jetzt auch nochmal ordentlich Bike-Bein-Kraft. Es folgen rund 700 Höhenmeter über den Markus-Steig zum Einstieg. Dieser Zustieg ist jetzt aufgrund der Dauer und zurückgelegten Höhenmeter schon anstrengend, aber ich finde einen Rhythmus, und es geht. Den Flüssigkeitshaushalt konnte ich beim Auto auch wieder so halbwegs ausgleichen, Zucker aus dem Coca-Cola hält den Energiestoffwechsel am Laufen. Ich bin froh, mir den 'einfachsten' Klettersteig bis zum Schluss aufgehoben zu haben; mit etwas Konzentration und gutem Rhythmus sollte es schon gehen.
Wie schon am Kaiserschild bin ich auch hier wieder ganz alleine im Klettersteig. Einstieg, Gehpassage und der Grat zum Sattel beim weißen Stein sind recht schnell hinter mich gebracht. Hier noch mal eine Trinkpause. Dann der Endspurt. Kurze Zeit später stehe ich am letzten Gipfel des Tages, dem eisenerzer Pfaffenstein. Ab jetzt geht es nur noch bergab, aber über den Südwandsteig.
Den Steig bin ich vor Jahren schon mal mit Barbara runter, da waren nur ein paar alte Drahtseile drin. Inzwischen ist er auch recht gut eingerichtet. Da ich inzwischen schon über 10 Stunden auf den Beinen bin und als Ehemann und Familienvater doch eine gewisse Verantwortung trage (übrigens konnte Barbara meine Tour auch am Garmin Live Tracking verfolgen), hänge ich mich auch hier noch ein. So richtig entspannt geht es aber erst unten im Wald dahin. Da kommt dann sogar wieder etwas Trailrunning-Feeling auf. Ich bin froh, den Parkplatz und das Bike zu erreichen. Noch ein paar Meter zurück nach Eisenerz rollen.
Nach insgesamt 11 Stunden und 28 Minuten erreiche ich das Ziel beim Napalm-Headquarter - Napalm Challenge DONE!
Fazit, Eckdaten und Gefahrenhinweis!
Mit dieser Tour konnte ich einen lange gehegten Traum verwirklichen. Ich weiß auch nicht, ob sie in dieser Form schon mal jemand gemacht hat, ist auch egal, es war ein tolles, intensives Erlebnis.
Für potenzielle Wiederholer der Napalm-Challenge gilt es, mit Start und Ziel bei Napalm-Records in Eisenerz die Klettersteige
- Kaiserschild Klettersteig D/E
- Kaiser Franz Josef Klettersteig D
- Rosslochhöhlen Klettersteig E
- Eisenerzer Klettersteig D
- Pfaffenstein Südwandsteig A/B
an einem Tag, nonstop, aus eigener Kraft zu begehen! Dabei legt man etwa 30 km und 700 Hm+ auf dem Fahrrad sowie ca. 20 km und 3300 Hm+ wandernder, klettersteigender und ggf. teilweise trailrunnender Weise zurück.
Neben der erforderlichen Ausdauer und Kraft braucht es für diese Tour effizientes und sicheres Bewegen im technisch anspruchsvollen alpinen Gelände - auch wenn man schon müde ist. Wie oben erwähnt sind auch die Abstiege nicht ungefährlich und erfordern hohe Konzentration UND auch Einschätzung, wann es im Sinne der Sicherheit notwendig ist, etwas Tempo rauszunehmen! Als Einzeltour sollte keiner der Klettersteige, auch in zügigem Tempo, ein Problem darstellen, um an ein Enchainment wie die Napalm-Challenge zu denken.
Informationen und Hinweise
Trail Info - Strecken Eckdaten | |
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Aufstieg: | ca. 4000 m |
Strecke: | 30/20 (bike/hike) km |
Kilometerleistung: | 90 |
Anmerkung: | Körperlich und mental anspruchsvolle endurance Tour! |
Download - Karten, Topos, Tracks ... | |
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Napalm Challenge Karte
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Infobox - Weiterführende Links | ||
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Kaiserschild Klettersteig | Kaiserschild Klettersteig auf Bergsteigen.com |
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Kaiser Franz Josef Klettersteig | Kaiser Franz Josef Klettersteig auf Bergsteigen.com |
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Rosslochhöhlen Klettersteig | Rosslochhöhlen Klettersteig auf Bergsteigen.com |
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Eisenerzer Klettersteig | Eisenerzer Klettersteig Pfaffenstein auf Bergsteigen.com |
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Südwandsteig Pfaffenstein | Südwandsteig Pfaffenstein auf Bergsteigen.com |
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