Huayna Potosi (6088 m), Bolivien
, Peter mit Hans Penz und Klaus Brandmaier, Anreise und Aufstieg ins Hochlager
Heute soll es endlich losgehen, auf zum Zongo Pass, genauer gesagt zum Casa Blanca, dem Ausgangspunkt für die Besteigung des Huayna Potosi, auf 4700 m. Da wir erst vor 2 ½ Tagen in La Paz angekommen sind, planen wir dort nocheinmal zu übernachten, um uns an die Höhe anzupassen. Unser Transport, den wir recht günstig über die Agentur ELMA-Tours (siehe Infos) organisiert haben ist für 10 Uhr bestellt. Zuvor müssen wir noch in die Stadt, um Geld zu wechseln und wir wollen auch noch Brot bzw. Semmeln einkaufen. Da das Leben in der Stadt erst im Laufe des Vormittags beginnt, sind wir vorerst mit dem Geldwechseln erfolglos - beim Brotkaufen geht's besser, wir hoffen, dass das Brot einige Tage halten bzw. schmecken wird.
Zurück im Hotel geben wir erstmal unsere Gepäckstücke, die wir im Hotel zurücklassen wollen, ab und warten dann gespannt im Zimmer. Etwas nach 9.30 schul tern wir unsere Rucksäcke - uff die sind aber ganz schön schwer, haben wir doch zwei Zweimannzelte (aus Ermangelung eines guten Dreimannzeltes), Benzinkocher, Schlafsäcke, Therm-a-rest Matten, Lebensmittel und die ganze notwendigste Bergausrüstung mit dabei. Naja, für den ersten Teil des Weges haben wir ja das Taxi. Wir stapeln unsere Rucksäcke am Ausgang. Da wir noch etwas Zeit haben schreiben wir noch ein paar Emails an unsere Lieben, im praktischerweise direkt im Erdgeschoss des Hotels beheimateten Internetcafe.
Pünktlich um 10 Uhr kommt auch schon unser Taxi in Begleitung von Elisa, der Agenturchefin. Nun geht's durch den für mitteleuropäische Verhältnisse sehr dichten Verkehr, erstmal Richtung El Alto und von dort weiter über staubige Schotterpisten, vorbei an einem wunderschön gefärbten See, einer alten Kupfermine in Richtung Casa Blanca, dem Ausgangspunkt für unsere Besteigung auf 4700 m. Dort kommen wir nach ca. 2 Stunden Fahrtzeit ziemlich verstaubt - durch das offene Autofenster - an.
Eine organisierte Gruppe bereitet sich gerade auf den Aufstieg ins Basislager vor. Wir wollen aber, aus Gründen der Akklimatisation, hier unser erstes Lager aufschlagen. Nach einer kleinen Runde findet Klaus einen tollen Lagerplatz hinter einem Felsen, der uns vor dem Wind schützt. Erstmals in diesem Urlaub bauen wir unsere Zelte auf und ich werfe erstmals den Benzinkocher an, es gibt Tomatensuppe.
Nach dem Essen machen wir einen ausgedehnten Akklimatisationsspaziergang. Wir folgen Steigspuren, die etwas höher liegen als der breite Weg, der eigentlich der Richtige ist. Da wir aber glauben, dass sich die Wege weiter oben wieder treffen, verfolgen wir die eingeschlagene Richtung weiter. Nach ca. einer Stunde kommen wir aber auf einen Rücken, und stellen fest, dass wir doch nicht ganz richtig sind. Auf der gegenüberliegenden Gletschermoräne sehen wir die anderen Leute höher steigen. Heute, ohne Gepäck, ist dieser Irrtum nicht so schlimm. Wir steigen ab zum richtigen Weg und folgen diesem nun bis auf einen wenig ausgeprägten Sattel auf ca. 5000 m. Dort machen wir eine kleine Rast, beobachten einige absteigende Bergsteiger und fotografieren etwas.
Gegen 16 Uhr erreichen wir wieder das Lager, den restlichen Tag verbringen wir mit Essen, in den kuschelig warmen Schlafsäcken Herumliegen und danach Schlafen.
Ich schlafe überraschend gut für diese Höhe. Da wir für den Aufstieg ins Campamento Argentino den ganzen Tag Zeit haben, lassen wir uns erstmal von der Sonne wecken und wärmen. Erstmal wird gefrühstückt, Tee, Kaffee, Milchpulver, Müsli - alles steht zur Verfügung. In Anbetracht der Tatsache, dass wir heute sämtliche Ausrüstung bis auf 5400 m tragen müssen, reduzieren wir unser Gepäck nochmals, speziell Klaus lässt Einiges zurück. Dennoch haben unsere Rucksäcke ein beeindruckendes Gewicht. Da wir erst seit vier Tagen in Bolivien sind, also noch nicht so richtig akklimatisiert, und aufgrund der zu tragenden Lasten gehen wir extrem langsam. Wir folgen dem tags zuvor erkundeten Weg. Bis ins Campamento Roca auf ca. 5100 m, wo die meisten organisierten Gruppen ihr Lager aufgeschlagen haben, führt der Weg auf der Gletschermoräne und dann durch Geröllfelder verschiedenster Konsistenz.
Ab diesem Lager geht der Weg am Gletscher weiter. Wir legen Gurt und Steigeisen an. Das erste Stück auf den Gletscher ist recht steil, und speziell mit der schweren Last auf dem Rücken sehr anstrengend. Langsam beginnt sich der Weg zu ziehen. Kontinuierlich ansteigend folgen wir der Spur bergan. Kurz vor unserem Lager treffen wir auf eine Spaltenzone, wir seilen hier doch lieber an. Kurz nach dieser Zone erreichen wir, nach 4 ½ Stunden Aufstieg, unser Ziel für den heutigen Tag, das Campamento Argentino.
Wir sind die Einzigen, die hier am Gletscher campieren - richtig abenteuerlich. Zelte aufstellen und danach kochen, der gewohnte Ablauf, heute gibt es wieder Suppe. Wir haben glücklicherweise eine Flasche Wasser heraufgetragen, und so können wir gleich mal was essen, ohne langwierig Schnee zu schmelzen. Dies bleibt uns aber doch nicht erspart, denn wir bereiten auch für den nächsten Tag gleich unsere Thermoskannen mit Tee vor. Dieses Schneeschmelzen geht ganz schön langsam, ein bis zwei Stunden sind wir damit schon beschäftig. Irgendwann übergebe ich den Kocher dem Hans und lege mich etwas hin. Ich schlafe ein kurzes Stück. Ist es mir bei der Ankunft im Lager noch gut gegangen, plagen mich nun nach dem Schlafen starke Kopfschmerzen und Atemnot. Ich nehme ein Aspirin, das aber diesmal keine merkliche Besserung bringt. Durch Hyperventilieren versuche ich, wieder in die Gänge zu kommen. So liege ich die ganze Nacht, praktisch ohne Schlaf herum, nicht gerade erholsam. 5400 Meter sind eben schon recht hoch fürs Schlafen, speziell, wenn man noch nicht so gut akklimatisiert ist.
, Gipfeltag Huayna Potosi
Nachdem auch Hans nicht sehr gut schläft und ich ohnehin wach bin, beschließen wir, etwas nach halb fünf aufzustehen. In der Nacht haben wir schon einige Gruppen die vom unteren Lager gekommen sind, vorbeigehen gehört.
Da unser Zelt nicht das Größte ist, ist es am vorteilhaftesten, wenn sich immer nur Einer darin anzuziehen versucht, diesmal ist es Hans, der als Erster aus dem Schlafsack darf. Die Innenwände des Zelts sind mit gefrorenem Kondenswasser überzogen, und bei jeder Bewegung rieselt das Eis auf uns herab. Als Nächster verlasse ich den wohlig warmen Schlafsack, wie gewohnt habe ich meine Bekleidung schon in der richtigen Reihenfolge bereitgelegt, mag ich es ja gar nicht, in der Früh rumsuchen zu müssen, es ist auch so noch ungemütlich genug. Klaus hat uns inzwischen auch gehört und beginnt, in seinem Zelt herumzukramen.
Nachdem ich fertig angezogen bin und den Rucksack für die Gipfeletappe gepackt habe, würge ich eine Dose Fisch und eine halb gefrorene Semmel runter, weiß ich inzwischen, wie wichtig es für mich ist, vor der Tour noch was in den Magen zu bekommen. Und die Dosenfischvariante hat sich für mich in Bolivien gut bewährt, da der Fisch sehr geschmacksintensiv ist relativ gut runter geht. Auch haben wir in der Siggflasche noch Tee, der für die Nacht und in der Früh gedacht ist, damit wir nicht in der Eiseskälte kochen müssen.
Klaus hat Probleme mit seinen Steigeisen, in der Dunkelheit kann er die etwas kurz geratene Sicherungsschlaufe nicht richtig rückfädeln, wir helfen ihm und das Problem ist gelöst. Ich habe in meiner Stirnlampe dummerweise Akkus drin, und anscheinend mögen diese die Kälte überhaupt nicht, hab Totalausfall. Da ich als Erster gehe, überlässt mir Hans seine Lampe.
So stapfen wir um halb sechs - wiederum bewusst langsam - los. Nach ca. 100 Metern kommt Klaus drauf, dass er seine Sonnenbrille im Zelt liegengelassen hat, und muss nochmal zurück. Beim Warten wird es Hans und mir bald kalt, vor allem in den Zehen. Wir gehen den Gletscher leicht ansteigend bergan, nach einiger Zeit zieht der Weg steiler und zieht nach rechts bis zu einer Steilstufe. Für diese Stelle ist ein Pickel von Vorteil, ist es doch einige Meter recht steil, und darunter wartet, im Falle eines Sturzes, eine riesige Randkluft! Nach dem steilsten Stück geht's noch 20 Meter steil bis auf einen Gratrücken.
Im Osten geht gerade die Sonne auf, sehr willkommen, um uns etwas zu wären. Das Licht bei Sonnenaufgang ist traumhaft. Der Berg und wir sind in ein sanftes rot-orange getaucht. Wir sehen eine Seilschaft in der Franzosenführe, einer sicher sehr schönen Eistour, für die man aber schon besser akklimatisiert sein sollte.
Nach einer kleinen Pause machen wir uns auf den Weiterweg. Vorbei an Spalten und mit einigen steileren Aufschwüngen geht's auf ein flacheres Gletscherplateau am Fuße der Ostflanke des Berges. Wir sehen die zwei Gruppen, die wir in der Nacht hörten, sie seilen gerade über die Gipfelflanke ab. Etwas später erreichen wir den Fuß dieser 40 bis 50 Grad steilen und ca. 200 Meter langen Firnflanke. Wir lassen die Rucksäcke, Seil und Stöcke hier zurück. Mit Pickel und jeweils einem Stock steigen wir nun das letzte Stück bergan. Inzwischen sind wir schon recht müde und jeder Schritt fällt uns schwer. Hans folgt einige Meter hinter mir, Klaus ist etwas weiter hinten. Das steilste Stück der Flanke liegt ca. in der Mitte, so legt sie sich oben wieder etwas zurück, und man sieht den Gipfel erst kurz vor Erreichen des selbigen. Die letzten Meter zum Gipfel sind recht anstrengend. Auf den letzten Metern überwältigen mich die Gefühle, ich muss an meine Freundin Barbara denken. Für mich ist es immer wieder ein emotional sehr tiefgreifendes Erlebnis, einen hohen oder schwierigen Gipfel zu erreichen. Kurz nach mir trifft Hans ein, um ca. 9 Uhr stehen wir beide am 6088 Meter hohen Huayna Potosi. Zehn Minuten später folgt Klaus. Was uns auch sehr freut, ist die Tatsache, dass wir bereits nach 5 Tagen in Bolivien den ersten Gipfel erreichen konnten. Hier bläst uns aber ein kalter Wind um die Ohren, deshalb halten wir uns nicht sehr lange am Gipfel auf und machen uns an den Abstieg. Über die steile Flanke ist Vorsicht angebracht und so konzentrieren wir uns gut. Der Abstieg gestaltet sich recht kurzweilig, nach 1 ½ Stunden sind wir wieder im Hochlager. Wir sind alle recht erschöpft, als wir das Lager erreichen. Klaus kocht etwas Tee und nebenbei bauen wir die Zelte ab.
Gegen Mittag machen wir uns an den Abstieg zum Casa Blanca, dieser dauert bei zügigem Schritt keine zwei Stunden, ist aber mit den schweren Rucksäcken, speziell für die Rückenmuskulatur, sehr anstrengend.
Während wir unser Lager wieder aufschlagen, holt Hans die von uns in Casa Blanca zurückgelassenen Sachen. Unerwarteter Weise bringt er auch drei Flaschen Bier von dort mit, diese schmecken uns nach der Anstrengung sehr sehr gut!
Informationen und Hinweise
Infobox - Weiterführende Links | ||
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Illimani | Bericht über Peters Besteigung des Illimani 2004! | |
Sajama | Bericht über Peters Besteigung des Sajama 2006! | |
Condoriri Gruppe | Bericht über unsere Touren in der Condoriri Gruppe! | |
Tipps Höhenbergsteigen | Tipps und Infos für Höhenbergsteiger ... und solche die es werden wollen! |