Skitourenklassiker rund um Kals am Großglockner
, Barbara und Peter- Montag 29. März, Böses Weibl 3119m (ca. 1230 Hm, 7,2km Aufstieg)
- Dienstag 30. März, Großglockner 3798m - diesmal richtig! (ca. 1900 Hm, 7,9km Aufstieg)
- Mittwoch 31. März, Weißer Knoten 2878m (ca. 960 Hm, 3,7km Aufstieg)
- Donnerstag 1. April, Hochschober 3242m (ca. 1860 Hm, 9km Aufstieg)
- Informationen und Hinweise
In der Osterwoche verbrachten Barbara und ich ein paar corona-sichere Skitourentage mit dem Wohnmobil im Raum Kals. Aufgrund fantastischer Wetter- und Schneebedingungen konnten wir ein paar tolle klassische Skitouren in der Region unternehmen. Ausgehend vom Parkplatz Glocknerwinkel waren wir am Weißen Knoten 2878m, Böses Weibl 3119m und am
Großglockner 3798m unterwegs. Den krönenden Abschluss unseres Aufenthaltes bildete die Tour auf den Hochschober 3242m.
Montag 29. März, Böses Weibl 3119m (ca. 1230 Hm, 7,2km Aufstieg)
Am Bösen Weibl war ich ja schon bei meinem Trailrun am Wiener Höhenweg vorbeigekommen. Damals waren aber keine Gipfel eingeplant. Als Skitour sah die Tour aber vielversprechend aus.
Die Tour startet ein paar hundert Meter vor dem Lucknerhaus, wo auch der Sommerweg zum Peischnitztörl ausgeschildert ist. Bei entsprechender Schneelage kann man aber auch direkt beim Glocknerwinkel Parkplatz anschnallen, muss dann aber doch bis zum normalen Start runterrutschen. Man folgt erstmal dem Wanderweg der zur Niggalm. Direkt nach der Alm steigt man in Spitzkehren einen freien Hang hoch. Am oberen Ende des Hanges heißt es dann rechtshaltend durch einen steilen Wald ca. 50 Höhenmeter aufsteigen, das ist bei harten Schneeverhältnissen. Da in der Früh alles noch ziemlich gefroren und hart war, und diese Querung doch steiler ist, hieß es hier Harscheisen anlegen. Wir sollten sie auch im weiteren Verlauf der Tour noch gut gebrauchen können. Hat man diese unangenehme Stelle hinter sich gebracht, erreicht man einen kleinen flachen Sattel mit einer Almhütte. Ab jetzt folgt man über längere Zeit, dem steilen Hang, der das Tal auf der orogr. rechten Seite begrenzt. Der Hang ist recht steil und war durch den harten Schmelzharsch in der Früh nur mit Harscheisen zu bewältigen. Bei einem Lawinenstrich einer abgegangen Grundlawine mussten wir kurz mal die Ski abschnallen. Einige hundert Meter weiter, erreichten wir endlich den ab hier flacheren Talboden. Den technisch anspruchsvollsten Teil der Tour hat man hier hinter sich.
Bei der markanten Felswand, die das Tal am Ende teilt, führt der Weg aufs Böse Weibl rechts über einen kurzen, steileren Hang hoch. Danach erreicht man eine kleine Schlucht. An deren Ende hat man zwei Möglichkeiten für den weiteren Aufstieg. Entweder man verlässt die Schlucht an deren Ende über die linke Flanke und steigt in weiterer Folge über das nordwestseitige Kar unterhalb des Bösen Weibls auf, oder man geht in einem Rechtsbogen weiter Richtung Sommerweg. Zweiteres scheint den Spuren nach zu Folge die gängigere Aufstiegsvariante zu sein, da sie weniger steil und somit auch lawinensicherer ist. Die Spur schlängelt sich hier in Richtung Südwesten und trifft nördlich unterhalb des Bösen Weibls auch auf die andere Aufstiegsvariante. In einem Bogen quert man in einen kleinen Sattel unterhalb der kurzen Gipfelflanke. Für diese mussten wir nochmal die Harscheisen anlegen. In dem folgenden kleinen Sattel ließen wir die Skier zurück. Die letzten Meter zum Gipfel führen über einen schmalen Grat, sicherer ist man hier mit Steigeisen unterwegs. Das Panorama vom Gipfel ist wirklich beeindruckend. Großglockner, Großvenediger, Hochschober und unzählige Gipfel mehr breiten sich vor einem aus. Auch die Hornscharte, Schlüsselstelle des Wiener Höhenweges, sieht von hier beeindruckend aus.
Eine sehr lohnende Abfahrtsvariante ist die Abfahrt durch das Lesachtal, wo man dann in Lesach rauskommt. Hier warten 1700 Abfahrtshöhenmeter. Natürlich müsste man sich vorher ein Auto bereitstellen bzw. ein Rückfahrt zum Lucknhaus mit dem Glocknertaxi organisieren. Da beides von uns nicht geplant war, fuhren wir mehr oder weniger wieder die Aufstiegsroute ab, was aber auch eine landschaftlich sehr eindrückliche Skiabfahrt darstellt.
Dienstag 30. März, Großglockner 3798m - diesmal richtig! (ca. 1900 Hm, 7,9km Aufstieg)
Obwohl wir ihn für unseren Aufenthalt diesmal nicht direkt eingeplant hatten, konnten wir uns der Anziehungskraft Österreichs höchsten Berges, dem Großglockner, nicht wirklich widersetzen. Vor allem da Wetter und Verhältnisse kaum besser sein konnten. Ich war ja bereits viermal am Glockner, aber diesmal sollte es die erste RICHTIGE Glockner Besteigung werden.
Die Schneelage in der Glocknergruppe war gerade wirklich fantastisch. Beim Lucknerhaus sprichwörtlich noch meterweise Schnee, und dennoch sehr sicher. Durch Corona waren ja alle Unterkünfte zu, so hieß es für den Glockner Start beim Parkplatz Glocknerwinkel. Gute 1800 Höhenmeter warten so auf den Glockner-Aspiranten. Dennoch machten sich diesem Morgen, Massen von Skitourengehern auf den Weg. Trafen wir am Vortag am Bösen Weibl gerade mal ein paar Leute, fanden wir uns jetzt am Weg durch das Kodnitztal inmitten einer Horde wieder. Schon irgendwie ein gewisser Stress. Geht man die Tour direkt vom Lucknerhaus, muss man nicht bis zur Stüdlhütte aufsteigen, sondern steigt, auf etwa 2600 Metern Höhe, rechts über verschiedene Rücken zum Kodnitzkees auf. Über dieses mehr oder weniger direkt auf die Flanke unterhalb der Adlersruh zu. Ab der Engstelle hat man zwei Möglichkeiten, rechts zum Klettersteig, oder die Flanke direkt links hochzusteigen, und über den sog. Bahnhof, einer waagrechten Schneerampe, die direkt unter dem Glocknerleitl endet. Wir haben ein paar Tourengeher beobachtet, die diese Variante gewählt haben, es sah durch den hart gefrorenen Schnee ziemlich schwierig aus. Deshalb entschieden wir uns für die klassische Variante über den Klettersteig zur Adlersruh. Wir nahmen die Skier aber mit, und deponierten sie oberhalb des Bahnhofes.
Mit den Steigeisen ging es bis zum Einstieg in die Rinne, die auf den Grat zum Kleinglockner führt. Verkehrsmäßig ging es hier noch, aber spätestens ab dem kleinen Sattel, war ordentlich Betrieb. Am Beginn des Grates zum Kleinglockner wartete bereits ein Bergführer mit seiner Gruppe, weil es sich weiter vorne noch mehr staute, und mitten auf diesem Grat zu warten auch nicht lustig ist. Als wir den ersten Blick auf den Großglockner werfen konnten, waren wir fast etwas entsetzt, eine zweispurige Perlenkette, auf- und absteigende Bergsteiger, schlängelte sich von der Glocknerscharte bis zum Gipfel. Wir waren kurz davor, hier umzudrehen. Irgendwie dachten wir uns aber dann doch, dass wir jetzt schon so weit waren und auch das Wetter stabil war, sodass wir uns wieder in die Schlange einfädelten. Und siehe da, einige Zeit später erwischten wir sogar ein paar Minuten Gipfelglück, mit relativ wenigen Leuten am Gipfel. Gemeinsam mit Barbara stand ich nun das zweite Mal am Gipfel, das erste Mal war etwas exklusiver, bei unserer Winterbegehung des Stüdlgrates.
Beim Rückweg wieder das gleiche Spiel, warten, Leute vorbeilassen, Bergführer überholen lassen - aber irgendwann waren wir dann doch wieder am Fuße des Glocknerleitls angekommen und somit aus der Gefahrenzone. Für die Abfahrt wählten wir jetzt die Einfahrt über den Bahnhof, da mussten wir für ein paar Meter die Skier abschnallen. Danach konnten wir die steile Flanke bei noch erträglichen Schneeverhältnissen abfahren. So richtig schön war es dann am flacheren Teil des Kodnitzkees und entlang der Langen Wand. Vorbei an der Lucknerhütte und mit den Skiern direkt zum Parkplatz.
Bei den bisherigen Glockner-Besteigungen hatte ich bzw. wir echt immer Glück, es waren wenig Leute unterwegs. Diesmal konnten wir miterleben, wie es an einem 'RICHTIG guten Tag' am Glockner umgeht - also Glockner diesmal richtig!
Mittwoch 31. März, Weißer Knoten 2878m (ca. 960 Hm, 3,7km Aufstieg)
Nach den letzten beiden Tagen mit Bösem Weibl und Glockner waren unsere Beinchen doch schon etwas müde; vor allem aber wollten wir auch wiedermal etwas ausschlafen. So starteten wir gemütlich um kurz nach 8 Richtung Glorerhütte als primäres Ziel. Der Weg beginnt wiederum direkt beim Parkplatz Glocknerwinkel und folgt dem Wanderweg zur Glorerhütte. Auf etwa 2300 Metern Höhe erreicht man einen breiten Rücken, über den der Weg bis zu einer Engstelle führt. Nach dieser Engstelle eröffnet sich ein breiter Kessel. Rechts Richtung Glorerhütte und links fällt der Blick sofort auf den Weißen Knoten. Schnell war die Entscheidung getroffen, das Tagesziel auf diesen Berg zu verschieben. Über und zwischen vielen sanften Buckeln steigt man mäßig steil in Richtung Südwestgrat des Weißen Knoten. Über diesen, zuletzt mit den Skiern am Rucksack, erreichten wir diesen wunderbaren Aussichtsgipfel.
Diesmal gönnten wir uns auch eine längere Gipfelrast, etwas sollte der Schnee noch auffirnen. Gegen 11 Uhr traten wir die von oben bis unten höchst genussreiche Abfahrt an. So waren wir zu Mittag, passend zum Tiroler Gröstl Take Away vom Lucknerhaus, wieder unten. Eine kurze, einfache aber wirklich sehr schöne Skitour!
Donnerstag 1. April, Hochschober 3242m (ca. 1860 Hm, 9km Aufstieg)
Den Abschluss unseres Aufenthaltes sollte eine weitere große Skitour der Region bilden, der 3242 Meter hohe Hochschober. Bei dieser Tour warten gut 1800 Höhenmeter Aufstieg in traumhaftem alpinem Ambiente auf den versierten Skitouristen.
Die Tour startet für 'Auswärtige' beim offiziellen Parkplatz kurz oberhalb des Christnerhofs in Oberlesach. Hier kann man für 3 Euro pro Tag parken. Mit nicht auswärtigem Kennzeichen scheint es auch möglich zu sein, das Fahrverbot bis zum Rubisoi zu ignorieren ;-) Am Vortag der Tour haben wir noch mit einigen Tourengehern gesprochen, die an diesem Tag am Hochschober waren, und erfuhren, dass aktuell die Aufstiegsvariante über den Wanderweg im Talboden die Bessere, da noch mehr Schnee, sei. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass es für diese Variante ABSOLUT sichere Schneeverhältnisse braucht, da es immer wieder Lawinenstriche aus den steilen Nord-Ostflanken oberhalb des Weges zu queren gilt!
So starteten wir mit dem ersten Morgengrauen direkt beim Christnerhof am Wanderweg zur etwas taleinwärts gelegenen Brücke, die dann auf den im Tal verlaufenden Wanderweg führt. Hier hieß es noch ein paarmal, die Skier abzuschnallen. Originell war die Brücke, weil dort so viel Schnee lag, dass man praktisch auf Höhe des Geländers drüber ging. Von nun an gings für die nächsten drei Kilometer den Wanderweg entlang. Teilweise über hart gefrorene Lawinenkegel und ab dem Kraftwerk in stetigem Auf und Ab am Bach entlang. Vom Ausgangspunkt bis zur Lesachalm legt man gerade mal 400 Höhenmeter auf vier Kilometern zurück. Ab hier warten also immer noch gute 1400 Höhemeter.
Ab der Lesachalm geht es dem Bachbett Richtung Südwesten entlang. Das sollte laut Tourenbeschreibung ein mühsamer Weg sein, durch die extrem gute Schneelage war dieser Abschnitt aber sehr angenehm zu gehen. Am oberen Ende dieser Schneise wendet sich der Weg nach Süden in das Ralftal. In welch grandioser und großzügiger Landschaft wir hier unterwegs waren, erkannten wir nur am Maßstab eines Tourenpärchens einige Zeit vor uns. Das Ralftal führt mäßig steil, vorbei am markanten Ganot, Richtung Schobertörl. Unser Weg führt aber über die zunehmend steiler werdende NW-Flanke über das Schoberkees in den Sattel zwischen Kleinschober und Hochschober.
Im Sattel lassen wir unsere Skier zurück, da für uns eine Abfahrt über die NO-Flanke sowieso kein Thema ist, und wir auch nicht wissen, ob man über die Südseite, auf der der Weg jetzt weiter geht, wieder hierher abfahren kann. Vom Sattel liegen noch rund 170 Höhenmeter auf den Gipfel vor dem Bergsteiger. Die Leichtsteigeisen sind hier angenehm. Zuletzt nochmal etwas steiler und über einen schmalen Grat erreichen wir den relativ ausgesetzten Gipfel. Ein wirklich grandioser Aufstieg liegt hinter uns. Von hier können wir nochmal einen Blick auf die Gipfel der letzten Tage werfen.
Nach einer kurzen Rast im windgeschützten kleinen Sattel unterhalb des Gipfels machten wir uns an den Abstieg und die Abfahrt. Die von allem, Harsch, Pulver, Firn, Sulz, zu bieten hatte.
Informationen und Hinweise
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