Sajama (6.542 Meter), Bolivien
, Peter mit Erich Pischler- Anreise ins Sajama Basecamp (auf ca. 4700 Meter)
- Aufstieg ins Sajama Hochlager (auf ca. 5700 Meter)
- Gipfeltag Sajama (6542 Meter)
- Während dessen am Huyna Potosi (6088 m) - auch für Barbara noch ein 6000er!
- Informationen und Hinweise
Bereits bei meinem letzten Besuch in Bolivien wäre der Sajama ein begehrtes Ziel gewesen. Damals bekamen meine Freunde und ich den Berg, aufgrund des schlechten Wetters, nicht ein einziges Mal zu Gesicht. Unser Besteigungsversuch endete damals in der Ortschaft Sajama, die bei Regen und Schnee auch ziemlich gut als Kulisse für einen Wild-West-Film geeignet wäre.
Bei diesem Aufenthalt war das Wetter aber meist stabil. Die Aufregung im Vorfeld gestaltete sich diesmal etwas anders. Schon aus der von uns zuvor besuchten Condoriri-Gruppe hatte meine Verlobte Barbara eine starke Verkühlung mitgebracht. Während der Ruhetage in La Paz begann diese aber leider etwas tiefer zu wandern und entwickelte sich zu einem ausgewachsenen Husten. Ein konsultierter Arzt teilte uns zwar mit, dass nur die oberen Atemwege betroffen waren, und glücklicherweise nicht die Lunge. Dennoch entschloss sich Barbara im letzten Moment vor der Abreise zum Sajama, dass es für sie wohl besser sei, nicht mit uns zu kommen. Diese Entscheidung sollte in Anbetracht der Strapazen, die auf Erich und mich zukommen sollten, aber doch die Richtige sein. Dennoch sollte auch Barbara nicht ohne einen 6000er in der Tasche nach Hause zurückkehren; doch dazu später.
, Anreise ins Sajama Basecamp (auf ca. 4700 Meter)
So machten Erich und ich uns nun schweren Herzens alleine auf zum Sajama. Wir hatten uns den Transport, Esel und Träger wieder von der unter 'Tipps und Infos' erwähnten Agentur organisieren lassen. Ich muss leider gleich sagen, dass wir diesmal nicht ganz so zufrieden waren wie vor zwei Jahren.
Schon bei der ca. 5 stündigen Autofahrt nach Sajama beeindruckte uns dieser mächtige Berg ganz schön. Ich war erstaunt, aus welcher Entfernung er eigentlich schon zu sehen war, wie gesagt konnten wir vor 2 Jahren keinen einzigen Blick erhaschen.
Kurz vor der chilenischen Grenze zweigt rechts die Schotterpiste nach Sajama ab. Einige Kilometer weiter, steht man auch schon vor dem Schranken bei der Registrierungsstelle für den Nationalpark. Nachdem wir uns eingetragen und pro Person 20 Bolivianos (ca. 2 Euro) bezahlt hatten, konnte es bis zum Ausgangspunkt für den Marsch ins Basislager weitergehen. Hier sollten nun eigentlich 2 Eselchen auf uns warten, um unsere Seesäcke ins Lager zu transportieren. Leider waren weit und breit keine zu sehen. Nach etwas Ratlosigkeit vom Vertreter unserer Agentur fuhren wir noch ein Stück die Straße in Richtung Basecamp und luden dort erstmal unser Gepäck ab. Nun hieß es, wir sollten hier etwas warten, es würden inzwischen unsere Esel organisiert. So saßen wir mitten in der Pampa wie bestellt und nicht abgeholt. Wie erwartet war nach den angekündigten 30 Minuten noch nichts von Eseln zu sehen und unsere Nervosität begann langsam zu steigen. Nach einiger Zeit wackelte aber doch ein freundlicher Bolivianer mit 2 Erwachsenen und einem Baby-Esel herbei.
Nachdem unsere Seesäcke verladen waren, machten wir uns auf den Weg ins Basislager. Über ausgetretene Pfade folgten wir dem flachen Tal direkt Richtung Sajama. Gute zwei Stunden später trafen wir im Lager ein. Eine Gruppe Amerikaner und Canadier, die wir schon in der Condoriri-Gruppe gesehen hatten, waren nun wieder unsere Nachbarn. Das Lager selbst ist nicht sonderlich einladend. Weit und breit nur zentimeter-hoher Staub und ein konstanter Wind. Einzig ein ca. 1,5 Meter hoher steinerner Rundbau bietet eine windgeschützte und nicht ganz so staubige Kochgelegenheit. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir ohnehin mit Kochen. Leider erfüllte sich unsere Hoffnung, diesmal geschmackvollere Nudeln gekauft zu haben, nicht. So würgten wir wieder unser Nudel-Tomatensoße-Fisch Gemisch hinunter - im Wissen, dass wir die Kalorien noch brauchen würden. Wenigstens konnten wir durch die westlich ausgerichtete Lage die Abendsonne noch etwas genießen, bevor es ins Zelt ging.
, Aufstieg ins Sajama Hochlager (auf ca. 5700 Meter)
Minus 10 Grad Celsius zeigte Erichs Uhr, die er am Rucksack in der Apsis unseres Zeltes befestigt hatte. Der Sajama schien seinem Ruf als sehr kalter Berg wirklich gerecht zu werden. Glücklicherweise blinzelte bald die Sonne über den NW-Grat.
Für mich war die Nacht nicht sonderlich erholsam, ich wurde recht oft durch einen gröberen Harndrang aus dem Zelt getrieben. Einerseits ein Zeichen für gute Akklimatisation, aber andererseits doch sehr lästig. Nach einem kleinen Frühstück begannen wir, unsere eingestaubten Sachen zu packen. Wir hatten uns den Luxus von zwei Trägern geleistet, die nun unsere Seesäcke schulterten und mit einem beachtlichen Tempo Richtung Hochlager lostrabten. Ich hatte schon am Vortag gemerkt, dass ich schon recht erschöpft war und anscheinend an den Ruhetagen in La Paz zu wenig getrunken hatte, bemühte ich mich bewusst langsam zu gehen, und recht viel zu trinken.
Da wir am Vorabend nicht mehr genügend lange auf waren um noch zusätzliches Wasser abzukochen, hatte ich beschlossen, eine Flasche mit 2 Liter Wasser zu füllen, und mit zwei Micropur Tabletten trinkfähig zu machen. Wie sich später aber herausstellen sollte, war das Wasser anscheinend doch nicht 100%ig desinfiziert worden. Vielleicht lag es an den tiefen Temperaturen, die Flasche war über Nacht leicht gefroren, oder aber an irgendwelchen Verunreinigungen die nicht durch Micropur beseitigt werden konnten. Jedenfalls trank ich im Zuge unseres Aufstiegs ins Hochlager regelmäßig, in der Hoffnung meine Erschöpfung würde sich dadurch etwas legen. Ich kann nur empfehlen, das Wasser der Quelle im Sajama Basislager immer abzukochen.
Der Weg ins Hochlager führt zunächst an der Westflanke des Berges entlang, immer ansteigend bis zum unteren Teil des NW-Grates. Über ein kurzes Büßereisfeld gelangten wir auf den Grat, eigentlich eher ein Rücken, und stiegen nun in Serpentinen weiter in Richtung eines markanten Felsturms, hinter dem das Lager liegen sollte. Kurz unterhalb des Turms begann wieder ein Büßereisfeld. Schon hier war es relativ schwierig, einen gleichmäßigen Schritt bzw. ein homogenes Tempo zu gehen. Im Büßereis welches eine Rinne die den Felsturm auf der orogr. rechten Seite begrenzt, stiegen wir die letzten Meter zum Hochlager empor. Wir waren positiv überrascht, glaubten wir das Lager doch hinter einem weiteren Felsturm, weiter oben am Grat.
Wir benötigten ca. 5 ½ Stunden bis ins Hochlager, das auf ca. 5700 Meter liegt. Das Lager bietet Platz für ca. 4 bis 5 Zelte. Wir waren froh, dass unsere Träger unsere Seesäcke auf einem netten, aus dem Büßereis geschlagenen Platz, abgelegt hatten. Die restlichen Plätze waren nämlich bereits von der amerikanischen Gruppe belegt. Wir rasteten erstmal etwas. Da ich noch einiges von meinem 'spezial' Wasser hatte, trank ich gleich mal einen kräftigen Schluck, leider dauerte es nicht lange bis ich mich übergeben musste. Ich nahm an, dass es an der Erschöpfung und an der Kälte des Wassers liegen musste. Ich glaub Erich war schon etwas beunruhigt im Hinblick auf meinen Zustand und unsere Gipfelchancen.
Wir begannen, unser Zelt aufzubauen und Etwas zu kochen. Diesmal hatte Erich noch ein Säckchen Travel-Lunch dabei, das schmeckte im Vergleich zu den Nudeln vom Vortag förmlich exquisit. Dennoch reichte uns ein Säckchen aufgeteilt auf zwei Portionen vollkommen. Nach dem Essen verbrachte ich noch einige Zeit mit dem Schmelzen von Schnee bzw. Büßereis, bis unsere Thermoskannen gefüllt waren. Danach ging's auch schon ab in den Schlafsack. Auch in dieser Nacht trieb es mich wieder einige Male aus dem Zelt, diesmal leider nicht nur zum 'Pipi-machen', ich bekam in der Nacht auch noch Durchfall. Wirklich unangenehm und beunruhigend in Anbetracht der Tatsache, dass der Gipfeltag noch vor uns lag.
Wieder schlief ich also nicht viel. Da wir aber ohnehin um 2 Uhr aufstehen wollten, musste ich nicht so lange warten. Erich hatte in dieser Nacht mit anderen Problemen zu kämpfen, er hatte immer kalte Füße. Ca. eine Stunde bevor wir aufstehen wollten, klagten wir uns gegenseitig unser Leid. Ich war über seine kalten Füße wohl gleich beunruhigt wie Erich über den Zustand meines Magen-Darm-Traktes. Werden kalte Füße ja üblicherweise bei der Anstrengung des Aufstiegs kaum besser.
, Gipfeltag Sajama (6542 Meter)
Endlich nahm die Warterei ein Ende, die Uhr begann pünktlich um 2 Uhr zu piepsen. Zeit zum Aufstehen. Nach einem Tausch der Daunenpatschen, hatten sich Erichs Füße etwas erwärmt. Wir begannen mit dem Anziehen und würgten danach etwas Brot und Dosenfleisch hinunter. Ich konnte dieses bolivianische Vollkornbrot wirklich schon fast nicht mehr sehen. Gegen 3 Uhr machten wir uns auf den Weg.
Da wir annahmen, dass die Schlüsselstelle, eine ca. 80 m lange, ca. 50 Grad steile, Eis-/Schneerinne für uns wohl kein Problem darstellen dürfte, und laut Auskunft anderer Bergsteiger am Weg keine großen Gletscherspalten lagen, verzichteten wir aus Gewichtsgründen auf Seil und Gurt, und machten uns nur mit Steigeisen und Pickel bewaffnet auf den Weg. Wichtigster Ausrüstungsgegenstand sollte aber die Carinthia Daunenjacke werden, denn es war bitter kalt. Die oben erwähnte Schlüsselstelle liegt ca. 150 mH über dem Lager. Schon bis dorthin mussten wir uns wieder mit ausgedehnten Büßereisfeldern herumschlagen, dies war wirklich sehr anstrengend und benötigte recht viel Zeit. Erich ging voraus und ich war dankbar für den Rhythmus denn er einhielt.
Nach einiger Zeit erreichten wir die Schlüsselstelle. Wir packten den Skistock ein und nahmen den Pickel zur Hand. Wie erwartet waren die technischen Schwierigkeiten kein Problem. Problematisch wurde aber der Zustand unserer Zehen, die durch den Einsatz der Frontalzackentechnik doch sehr kalt wurden. Das letzte Stück der Rinne stellte sich nochmals etwas auf, bevor wir einen kleinen Sattel erreichten. Dort legten wir erstmal eine kleine Pause ein und versuchten, unsere Zehen wieder warm zu kriegen. Nun holte uns auch ein einheimischer Führer mit einem Gast ein, wir hatten die Stirnlampen schon weiter unten gesehen und auch, dass diese Gruppe recht schnell war. Auch sie rasteten etwas. Das nächste Stück stellte ein kombinierter, etwas ausgesetzter, aber nicht sehr schwieriger Grat dar. Danach ging's wieder in steile Büßereisfelder. Langsam begann es hell zu werden. Mit dem Tageslicht erwachte aber auch der Wind zum Leben.
Weiter machte uns das Büßereis zu schaffen. Wir waren nun schon einige Zeit unterwegs und die physische sowie auch die psychische Erschöpfung nahm zu. Diesmal konnte ich mich wirklich nur mit Gedanken wie 'nur noch drei Stunden schinden, dann ist es für diesen Urlaub vorbei' motivieren. Aber auch der Gedanke daran, dass es mein zweithöchster Berg und fünfter 6000er werden sollte - dafür kann man schon was tun - motivierte mich.
Das Büßereis schien kein Ende zu nehmen, doch dann endlich, hinter einem leichten Buckel, war es möglich auf der orogr. linken Seite des Gratrückens in festem, gleichmäßigem Schnee zu gehen. Zu unserer Rechten zeichnete die Sonne den Schatten des Sajama auf den Altiplano. Da die Sonne flach über unsere Aufstiegsroute schien, ich im Schattenabbild keinen markanten Knick erkennen konnte und wir schon einige Zeit unterwegs waren, verfiel ich dem Trugschluss, dass am Ende dieses Hanges schon der Gipfel liegen könnte. Ich sollte mich aber leider irren. Als wir nämlich besagte Stelle erreicht hatten, war das nicht der Gipfel, sondern dahinter folgte der nächste Hang, lediglich etwas flacher. So sollte es uns noch einige Male am heutigen Tag gehen, ich glaube es gibt drei oder vier solche 'falso summits'. Letztendlich ist es wirklich schon fast ganz flach, aber zum Gipfel ist es noch ein Stück. Irgendwann wird's dann aber doch richtig flach, jetzt ist das Problem die höchste Stelle zu finden. Nach ca. 7 Stunden Aufstieg erreichten wir dann aber doch einen Punkt der uns als Höchster erschien. Glücklich standen wir am höchsten Punkt Boliviens, für Erich war es außerdem sein höchster Berg, ich freute mich mit ihm über diesen tollen Erfolg. Wir genossen etwas den Rundblick und schossen ein paar Fotos, bevor wir uns an den Rückweg machten.
Selbst der Abstieg war dann nochmals anstrengend - Büßereis ist auch bergab kein Spaß! Erst als wir wieder am Ende des kombinierten Grates ankamen, waren die Temperaturen so gestiegen, dass wir auf die Daunenjacke verzichten konnten. Nach ca. 2 ½ Stunden erreichten wir wieder das Lager. Dort warteten bereits unsere Träger, sprich wir hatten praktisch keine Pause, wollten wir doch gleich weiter ins Tal absteigen. Wir packten unsere Sachen und kurz nach 13 Uhr ging's nun zu unserem letzten Abstieg für diesen Urlaub. Recht erschöpft trafen wir nach insgesamt 15 Stunden Aktivität bei den Unterkünften nahe den 'aguas thermales' ein.
, Während dessen am Huyna Potosi (6088 m) - auch für Barbara noch ein 6000er!
Als Erich und ich am Samstag zurück nach La Paz kamen, und direkt bei unserem Eintreffen im Hotel, Barbara in kompletter Bergausrüstung an der Rezeption stehen sahen, staunten wir nicht schlecht. Noch mehr staunten wir, als sie uns erzählte, dass sie an diesem Tag am Huayna Potosi (6088 m) war. Ich muss sagen, ich freute mich über Barbaras Gipfelerfolg fast noch mehr als über Erichs und meinem Erfolg am Sajama.
Barbara war es gesundheitlich nach besagtem Mittwoch doch bald wieder bessergegangen. Nachdem sie einen ganzen Haufen Museen in La Paz abgeklappert, sich die Haare schneiden und auch noch Tihuwanaku besichtigt hatte, wurde es ihr doch zu blöd und kurz entschlossen buchte sie in unsrer Agentur die Besteigung des Berges. Zu diesem Erfolg gratuliere ich an dieser Stelle nochmals recht herzlich.
Informationen und Hinweise
Infobox - Weiterführende Links | ||
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Huayna Potosi | Bericht über die Besteigung des Huayna Potosi, den Peter 2004 und Barbara 2006 besteigen konnte. | |
Condoriri Gruppe | Bericht über unsere Touren in der Condoriri Gruppe! | |
Illimani | Bericht über Peters Besteigung des Illimani 2004! | |
Tipps Höhenbergsteigen | Tipps und Infos für Höhenbergsteiger ... und solche die es werden wollen! |