Bergsteigen in der Condoriri Gruppe (Bolivien)
, Barbara und Peter mit Erich Pischler- Anreise ins Condoriri Basecamp
- Versuch auf den Cerro Illusion (5330 Meter)
- Pico Austria (5290 Meter)
- Pequenio Alpamayo (5370 Meter) mit Überschreitung des Tarija (5240 Meter)
- Informationen und Hinweise
, Anreise ins Condoriri Basecamp
Nachdem wir einige Tage in La Paz und am Titikaka-See verbracht hatten, um uns etwas zu akklimatisieren, sollte es nun endlich auf in die Berge gehen. Erich hatte sich leider am Titikaka-See eine Reisediarrhö zugezogen und war dadurch geschwächt. Er entschied, sich noch zwei Tage in La Paz zu erholen, und dann zu uns in die Condoriri-Gruppe nachzukommen.
Wieder fuhren wir auf der Hauptstraße Richtung Titikaka-See, ca. 1 Stunde nach La Paz, biegt rechts die Straße nach Tuni, dem Ausgangspunkt für den Marsch ins Basislager ab. Auf einem Schild am Straßenrand ist zu lesen 'Tuni 20km', na dann sind wir ja bald da. Die angegebene Strecke zieht sich dann aber aufgrund des Straßenzustandes doch noch ein wenig, denn ab der Abzweigung ist es eine einfache, teilweise grobe Schotterstraße. Die Fahrt bietet bereits ganz tolle Ausblicke auf die Condoriri-Gruppe. Etwa 2,5 Stunden nach unserer Abfahrt in La Paz trafen wir auch schon bei den paar Häusern ein, die die Ortschaft Tuni bilden.
Wir luden unsere Seesäcke aus und warteten auf die Esel, die unser Gepäck ins Basislager tragen sollten. Für Barbara war es hier schon ein besonderes Erlebnis, erstmals dieses 'Expeditions-Flair' erfahren zu dürfen. Auch die Kinder des Dorfes haben bald entdeckt, dass wieder ein paar Touristen angekommen waren. Als Barbara ein bisschen mit ihnen spielte, hatten nicht nur die Kinder, sondern auch gleich die Eltern Spaß daran.
Nach einiger Zeit stand unser Eselchen bereit, um sich mit unserem Gepäck auf ins Basecamp zu machen. Barbara und ich benötigten in gemütlichem Tempo ca. 3 Stunden bis ins Basislager. Dort fanden wir einen netten, windgeschützten Platz, wo wir unser Zelt aufstellen konnten. Das Lager ist gut eingerichtet, es gibt eine Wasserleitung und mehrere Toilettenhäuschen mit 'richtigen' Toiletten. Nach einiger Zeit besuchte uns auch der Nationalpark-Ranger, mit dem leicht zu merkenden Namen 'el Defonso'. Er hält das Lager in Stand und die Toiletten sauber. Für den Aufenthalt im Nationalpark, das Wasser und die Benutzung der Toiletten sind 10 Bolivianos (ca. 1 Euro) pro Person und Tag an 'el Defonso' zu bezahlen. Beim Zustand des Lagers und der Toiletten eine absolut gerechtfertigte Gebühr!
Während ich mich an die Bereitung von etwas Essbarem machte, erkundete Barbara schon mal den Weg, den wir am nächsten Tag noch bei Dunkelheit gehen sollten.
, Versuch auf den Cerro Illusion (5330 Meter)
Es ist 4 Uhr als uns der Wecker signalisiert, dass es Zeit zum Aufstehen ist. So schälen wir uns erstmals aus den kuschelig warmen Schlafsäcken und beginnen uns anzuziehen. Nach einem Frühstück, welches uns zu diesem Zeitpunkt sogar noch schmeckt, machen wir uns kurz vor 5 Uhr auf, um unseren ersten Gipfel zu besteigen. Wir folgen dem von Barbara erkundeten Weg taleinwärts. Kurz nach 6 Uhr beginnt es langsam hell zu werden; wir erkennen, dass wir anscheinend die Abzweigung, die rechts auf die große Gletschermoräne Richtung Illusion führt, verpasst haben. So müssen wir nun über Geröll, im weglosen Gelände auf die Moräne steigen. Am Kamm der Moräne treffen wir auf Wegspuren, denen wir weiter folgen. Nach einem steileren Stück verlaufen sich die Spuren aber wieder im groben, blockigen Geröll. Nach einiger Zeit mühsamen Steigens erreichen wir den schon sehr geschrumpften Gletscher zwischen Illusion und Illusioncita. Der Gletscher ist noch gut eingeschneit, und die Passage, die wir aus dem Führer heraus als Schlüsselbereich interpretiert hatten, war nun fast der einfachste Teil der Tour. Der Gletscher ist teilweise zwar etwas steiler, aber zumindest ermöglicht die fest gefrorene Schneedecke einen gleichmäßigen Schritt.
Nach einiger Zeit erreichen wir einen kleinen Sattel. Von dort sollte es eigentlich in südlicher Richtung auf den Gipfelaufbau des Illusion gehen. Aber es ragen nur steile Felswände auf. Wir folgen kaum erkennbaren Spuren, die sich aber bald verlieren. Auf der östlichen Seite des Sattels finden wir eine steile Felsrinne; diese erscheint uns kletterbar. Ich steige in die Rinne ein, weit und breit nur extrem brüchiges bzw. loses Gestein und doch Kletterei bis zum 3 Schwierigkeitsgrat in gut 5100 Metern Höhe - eine heikle Angelegenheit. Nach ca. 30 Metern finde ich endlich ein massives Köpfl, ich sichere Barbara erstmal bis hierher nach. Wir beschließen, noch weiter hinauf zu steigen. Wieder bietet sich mir ein ähnliches Klettervergnügen wie in der ersten Seillänge. Nach einiger Zeit wird es zwar etwas flacher, aber dafür liegt noch mehr Geröll auf abschüssigen Felsplatten. Nach einer weiteren Seillänge befinden wir uns endgültig nur noch in losem Gestein. Bei jedem Schritt kann eine Gerölllawine losbrechen und über die weiter untenliegende Felsstufe donnern. Wir können weit und breit keine Wegspuren ausmachen.
Obwohl wir uns nur noch ca. 100 Höhenmeter unter dem Gipfel befinden, beschließen wir schweren Herzens, hier umzudrehen. Glücklicherweise finden wir einen großen Felsblock an dem wir uns abseilen können. Wir gelangen bis zu dem massiven Köpfl, welches wir schon beim Aufstieg genutzt hatten. Nochmals 30 Meter über eine senkrechte Wand abseilen und wir sind wieder auf dem Sattel. Ich nehme an, dass diese Route sehr früh in der Saison wesentlich einfacher zu begehen ist, da dann vermutlich das ganze Geröll unter einer Schneeschicht liegt und man einfach mit Steigeisen hochsteigen kann. Der Gletscherrückgang schreitet auch hier auf über 5000 Metern Höhe immer weiter fort.
Nach insgesamt 8 Stunden treffen wir ziemlich dehydriert und recht erschöpft, aber dafür gesund, wieder im Lager ein. Leider hatte die Besteigung unseres ersten 5000ers nicht geklappt, aber uns erschien die Situation, die wir dort oben vorgefunden hatten einfach zu gefährlich.
, Pico Austria (5290 Meter)
Nachdem uns die Tour vom Vortag doch etwas mitgenommen hatte, beschlossen wir heute nicht wieder mitten in der Nacht aufzubrechen. Wir entschieden uns auf den gletscherfreien Pico Austria zu steigen. Da wir dort weder Schnee noch Eis antreffen würden, würde ein späterer Aufbruch kein Problem sein. Außerdem würde auch die Gletscherausrüstung nicht in den Rucksack müssen, und dieser so dementsprechend leichter sein.
So starten wir am frühen Vormittag über die Geröllhaufen westl. des Lagers zuerst in Richtung Cabeza de Condor. Nach einiger Zeit im Geröllfeld finden wir sogar den richtigen Weg; später beim Abstieg, sehen wir, dass der originale Weg weiter unten im Lager, etwa auf Höhe des mittleren Toilettenhäuschens startet. Aber so weit so gut, wir sind ja jetzt auch auf selbigem. Nach einiger Zeit erreichen wir ein kleines Plateau, wo sich der Weg nach rechts ins Cabeza de Condor Hochlager wendet, und für unser Tagesziel nach links weitergeht.
Nach einiger Zeit erreichen wir den Fuß des Pico Austria, nun führt der Weg Richtung Westen auf einen Sattel (ca. auf 5000 Metern Höhe). Bereits von hier eröffnen sich uns wunderbare Blicke auf den König der Condoriri Gruppe [Cabeza de Condor (5648 m)] und seine steilen und beeindruckenden Trabanten [Ala Izquierda (5532 m) und Ala Derecha (5482 m)]. Vom Sattel folgen wir dem Weglein weiter in südlicher bzw. später in südöstlicher Richtung und steigen in Serpentinen das letzte Stück auf den Gipfel auf 5290 Meter Höhe. In gemütlichem Tempo und mit vielen Fotopausen benötigten wir ca. 3,5 Stunden für den Aufstieg.
Die Höhenangaben für diesen Berg sind etwas verwirrend, mir erschien die angegeben Höhe aber die Zutreffendste zu sein, da sie auch recht gut durch den Höhenmesser bestätigt wurde. Auf alle Fälle ist es Barbaras und mein erster gemeinsamer 5000er und dementsprechend groß ist auch die Freude.
Der Abstieg erweist sich als etwas kurzweiliger, so treffen wir nach nicht einmal eineinhalb Stunden wieder im Lager ein. Kurze Zeit später sehen wir auch eine einzelne Person am Weg von Tuni ins Basislager, es ist unser Freund Erich, der sich inzwischen wieder gut erholt hatte. Wie wir ihm versprochen haben, haben wir mit dem Pequenio Alpamayo, der auch Erichs Wunschberg war, auf ihn gewartet.
, Pequenio Alpamayo (5370 Meter) mit Überschreitung des Tarija (5240 Meter)
Bereits in der Nacht hören wir ein Bröseln an der Zeltwand, und ein anfänglich als Flugzeug interpretiertes Geräusch, entpuppt sich beim zweiten Auftreten doch als Donner. Es gewittert und schneit. In der Hoffnung, dass das Wetter bis vier Uhr, wo wir wieder aufstehen wollten, wieder besser wird, rollen wir uns wieder in die Schlafsäcke.
Der Wecker der Uhr piepst, wie immer pünktlich, der Schnee rieselt noch immer auf das Zelt, ich stecke erstmal den Kopf ins Freie. Es schneit noch immer stark, die Sicht reicht nicht viel weiter wie bis zu Erichs Zelt, nach einem kurzen Rufkontakt, war der Abmarsch erstmal aufgeschoben. Ich stelle die nächste Weckzeit auf 5 Uhr, aber auch dann bietet sich mir noch immer das gleich Bild.
Um sechs Uhr schaue ich das nächste Mal aus dem Zelt, die Sicht ist besser, die Wolken haben sich schätzungsweise bis auf eine Höhe von 5400 Meter gehoben, das könnte reichen. Wir beschließen, aufzubrechen und so weit zu gehen, wie es das Wetter an diesem Tag erlauben sollte. Das ganze Lager ist von einer ca. 5 cm dicken Schneeschicht bedeckt. Nachdem wir uns angezogen und gefrühstückt hatten, brechen wir um 7 Uhr auf.
Schon der Weg zum Gletscher ist mit der dünnen Schneeschicht etwas mühsamer zu gehen und teilweise schwieriger zu finden. Nach gut einer Stunde erreichen wir den Gletscher. Der erste Teil besteht aus schuppenartigem Blankeis. Wir suchen einen einfachen Weg durch diese zu finden. Nach diesem, etwas steileren, Stück erreichen wir ein Plateau, ab hier ist der Gletscher verschneit, wir seilen uns an, und steigen im gefrorenen Firn weiter Richtung Tarija. Mal sehen wir blaue Flecken am Himmel, mal ziehen dunkle Wolken herum; die Sicht ist aber weiterhin gut.
Nach gut 4 Stunden erreichen wir einen Sattel westlich des Tarija und steigen über eine steile Flanke Richtung Osten weiter auf den ersten 5000er des Tages. Nach 5 Stunden erreichen wir den Gipfel des Tarija. Sofort fällt unser Blick auf unser eigentliche Ziel, den Pequenio Alpamayo. Wir verstehen auch sofort, wieso er diesen Namen trägt. Sieht er doch vom Tarija ähnlich formschön und anmutig aus wie sein großer Bruder, der echte Alpamayo in Peru. Lediglich eine dunkle Wolke die über seinem Gipfel hängt, lässt u,ns etwas zweifeln, ob wir weiter gehen sollten oder nicht. Wir entschließen uns dies zu tun, lassen die Rucksäcke, die wir noch mit einer Eisschraube am Gipfel des Tarija gegen den inzwischen aufgekommenen Wind sichern, zurück.
Wir müssen erst ca. 50 Meter im Fels abklettern (Schwierigkeit ca. II), um auf den Sattel am Fuße des WSW-Grates des Pequenio Alpamayo zu gelangen. Der Grat zieht von hier formschön bis auf den Gipfel. Die Schlüsselstelle befindet sich in der unteren Hälfte, der Grat steilt sich hier auf einem kurzen Stück bis auf ca. 55 Grad auf. Kurz nach der Schlüsselstelle steckt ein Firnanker, vermutlich von Führern hinterlassen, an dem man bei Bedarf seine Kameraden sichern kann. Vom Tarija her ziehen dunkle, beunruhigende Wolken auf; hoffentlich hält das Wetter; wir steigen weiter. Nach dem Steilstück wird's wieder etwas flacher. Eine Stunde nachdem wir vom Tarija losgegangen sind, stehen wir überglücklich auf dem Gipfel. Für mich ist es ein tolles Erlebnis mit Barbara und Erich diesen tollen Berg bestiegen zu haben, noch dazu unter diesen unsicheren Wetterverhältnissen. Wie üblich wird gratuliert und es werden Gipfelfotos geschossen.
Beim Rückweg ist eindeutig die Kletterpassage, die zurück auf den Tarija führt am anstrengendsten, sind wir bis hierhin doch schon knapp 7 Stunden unterwegs. Ein Stück klettern, wieder durchschnaufen. Aber auch dieses Stück geht vorbei. Vom Tarija gestaltet sich der Abstieg ins Lager wesentlich kurzweiliger als der Aufstieg. 1.45 Std. später sind wir, kurz vor dem Lager noch einmal ordentlich eingeschneit, wieder zurück bei unseren Zelten und ernten anerkennende Blicke der einheimischen Führer und der anderen Bergsteiger; wir waren an diesem Tag die einzige Gruppe, die zu einem Gipfel aufgebrochen war.
Informationen und Hinweise
Infobox - Weiterführende Links | ||
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Huayna Potosi | Bericht über die Besteigung des Huayna Potosi, den Peter 2004 und Barbara 2006 besteigen konnte. | |
Sajama | Bericht über Peters Besteigung des Sajama 2006! | |
Illimani | Bericht über Peters Besteigung des Illimani 2004! | |
Tipps Höhenbergsteigen | Tipps und Infos für Höhenbergsteiger ... und solche die es werden wollen! |