Traverse Eisenerzer Alpen - Reichenstein zu Reichenstein an einem Tag
, Peter mit Werner Ressi- Traverse Eisenerzer Alpen - Reichenstein zu Reichenstein - Eisenerzer-Alpen-Kammweg Nr. 673 (42,7 km, 3750 Hm+, 3500 Hm-)
- Fazit
- Informationen und Hinweise
Vor einigen Wochen erhielt ich einen Anruf von einer mir unbekannten Nummer. Es war ein gewisser Werner Ressi, der mich fragte, ob wir nicht mal eine gemeinsame Tour unternehmen wollten. Sein treuester Bergpartner war Aufgrund einer Verletzung ausgefallen und so war er, vor allem für die eine oder andere längere Tour, auf der Suche nach einem Tourenpartner. Werner erzählte mir, dass er die Reichenstein zu Reichenstein Tour schon 9-mal gemacht hat und im letzten Jahr auch den Karnischen Höhenweg von der Leckfeldalm bei Sillian bis zur unteren Valentinalm am Plöckenpass, doch auch rund 60 Km und 4500 Hm, an einem Tag gegangen ist. Das Gespräch verlief sehr sympathisch und Werner schlug mir vor, evtl. die Reichenstein Tour gemeinsam zu machen. Ich war gerade kurz vor dem Hochkönigman und die Wochenenden waren etwas verplant, aber wir vereinbarten, mal eine kleine Kennenlerntour zu machen. Werner schickte mir auch ein [https://www.youtube.com/watch?v=KaE_RwuM1Tw ] Video zu seiner Karnischen Höhenweg Tour, schon bei der Auswahl der Musik, hatte ich das Gefühl, dass die Chemie passen könnte.
Unsere Kennenlerntour führte uns Mitte Juni auf den Eisenerzer Reichenstein - und außer dass ich auf der Hütte mein Cappy in seiner Fleischstrudelsuppe verteile (inkl. Scherben), verlief die Tour sehr positiv. So peilten wir unsere gemeinsame Traverse der Eisenerzer Alpen für das vorletzte Juniwochenende an. Praktischer Weise wohnt Werner mit seiner Familie nur ein paar Kilometer von uns entfernt - komisch eigentlich, dass man sich noch nie über den Weg gelaufen ist.
Die Traverse der Eisenerzer Alpen ist logistisch aus verschiedenen Gründen aufwendig. Die Fahrten organisierten wir so, dass uns Barbara in der Früh auf den Präbichl brachte, sie vergnügte sich anschließend am Irontrail, und Werners Frau uns dann am Abend beim Parkplatz der Mödlingerhütte abholen würde. Die zweite große Herausforderung der Tour ist die Versorgung, es gibt auf der Strecke keine Hütten und nur drei Quellen, zwei davon direkt am Weg, für die Quelle am Brunnecksattel müsste man einen kleinen Abstecher einlegen.
Alles war schließlich geplant und Barbara und ich gabelten Werner um vier in der Früh auf und wir trafen kurz vor 5.30 beim Präbichlerhof ein. Es konnte los gehen.
Traverse Eisenerzer Alpen - Reichenstein zu Reichenstein - Eisenerzer-Alpen-Kammweg Nr. 673 (42,7 km, 3750 Hm+, 3500 Hm-)
Der Eisenerzer Reichenstein wurde bereits vom Licht der ersten Sonnenstrahlen beschienen, als wir unsere Tour starteten, es war genau 5 Uhr 30. Der erste Aufstieg ist gleichzeitig auch der längste. Wir versuchten hier nicht zu über-pacen, da nach diesem Anstieg schon noch eine ordentliche Strecke auf uns wartete. Im Bereich des Theklasteiges hatten wir einen ersten Blick auf den Admonter Reichenstein, an dessen Fuß unser Tagesziel, die Mödlingerhütte liegt. Der Berg ist von hier wirklich furchtbar weit weg - in solchen Momenten ist es immer wieder verwunderlich, was zu Fuß, auch für 'Hobby-Athleten' möglich ist. Hier ist es aber wirklich auch was Besonderes, weil das Ziel schon jetzt, am Anfang der Tour, zu sehen ist. Nach etwa 5/4 Stunden war der Anstieg hinter uns gebracht, und es ging flach über den Reichenhals zur Großen Scharte. Das Gras war hier vom Tau noch nass und so auch bald meine Laufschuhe. Seit dem Hochkönigman 2018 wusste ich aber, dass es mit dem richtigen Schuh/Socken Setup kein Problem ist, auch mal in nassen Schuhen unterwegs zu sein. Werner war mit sehr leichten und vor allem wasserdichten Wanderschuhen unterwegs, so störte ihn die feuchte Wiese auch nicht.
Der Abstieg in die Großen Scharte ist nicht zu unterschätzen, steil und teilweise seilversichert geht es hier runter. Vorsicht war angebracht. Aus der Scharte ging es bergan bis auf den Gipfel der Hohen Lins. Der Trail folgt hier direkt dem Bergrücken. Stadelstein und Wildfeld sind schon in Sicht. Üblicherweise sind wir hier im Winter auf Skitour unterwegs. Kurz vor dem Linseck verlässt der Weg den Rücken und verläuft in weiterer Folge auf den Nordflanken von Linseck, Zwölferkogel und Hochstein. Beim Niedertörl muss man aufpassen, dass man die richtige, da sehr unscheinbare, Abzweigung Richtung Hochtörl, erwischt. Der markantere Weg führt hier nämlich hoch auf den Hochstein. Da Werner wie gesagt, die Tour schon zum 10ten mal machte, brauchte ich ihm an dieser Stelle nur zu folgen. Der Trail ist in diesem Bereich ziemlich verwachsen und durch verdeckte Steine und Wurzeln technisch anspruchsvoll.
Beim Weg vom Hochtörl nordseitig um den Stadelstein herum hatte ich mich vor 5 Jahren, als ich einen Teil der Tour (Präbichl - Wald am Schoberpass) unternahm, etwas verlaufen und musste unangenehm über ein Geröllfeld hoch. Diesmal folgte ich Werner auf dem richtigen Weg. Nach etwa 3 Stunden und 45 Minuten erreichen wir die erste Wasserstelle, etwas unterhalb des Wildfeld Gipfels. Diese kann man nicht verpassen, der Weg führt direkt daran vorbei. Werner hat sich doch etwas Gedanken über die Marschtabelle gemacht, und wir sind eigentlich gut im Plan für die sub 12 Stunden - was Werners großes Ziel für seine 10te Traverse wäre. Da Werner vor allem vom (Ultra-) Wandern und Rennradfahren kommt, legten wir die Tour auch im 'Power-Hiking' Stil an, sprich wir gingen alles, wenn auch zügig. Als Trailrunner versuche ich ja ansonsten zumindest auf der Ebene und bergab zu laufen - zumindest solange es geht. So war ich schon irgendwie gespannt, wie es sein würde, so eine Distanz im 'Power-Hiking' Stil zu unternehmen. Nachdem wir unsere internen wie externen Wasser und Energiespeicher aufgefüllt hatten ging's auch schon weiter.
Es folgte der steile, technische Downhill in den Teichenegg Sattel, ebenfalls eher ein Winterziel von uns. Beispielsweise im Zuge der Langteichenrunde! Hier sind auch relativ viele Wanderer unterwegs. Das änderte sich nach dem Gipfel des Kragelschinken schlagartig, zwischen Kragelschinken und Zeiritzkampl ist es eher einsam.
Ich konnte mich noch erinnern, dass die Trails hier sehr schmal sind und überwiegend durch Schwarzbeerbüsche führen. Die gute Nachricht, der lokale Alpenverein scheint die Wege etwas mit der Motorsense ausgeschnitten zu haben, damit diese nicht komplett verwildern. Danke für die Arbeit an dieser Stelle. Ab dem Sausattel folgten wir einem Forstweg bis auf Höhe des Antonikreuz und querten dann ein kurzes Stück off-trail bis zu selbigen. Das Kreuz erreichten wir nach knapp 5 Stunden und 30 Minuten. Die Wasserstelle am Wildfeld lag schon eine Zeit zurück und der Durst meldete sich. Am Brunecksattel sollte es wieder Wasser geben. Zuvor ging's aber noch über einen unangenehmen Steig auf einen Bergrücken (vom Achnerkuchel) bevor wir in den Brunecksattel abstiegen. Die Wasserstelle hier, die etwas südwestlich des Sattels liegt, hatte Werner bei seiner Marschtabelle aber nicht eingeplant :-) wie ich bald merkte - na gut wird schon irgendwie gehen. Der nun folgende Anstieg auf den Zeiritzkampl Ostgipfel hatte es von der Steilheit und der Temperatur in sich. Beide litten wir hier schon etwas. Aber irgendwann war er dann auch hinter uns gebracht und wir erreichten über den immer wieder eindrücklichen Grat den Hauptgipfel. Inzwischen war auch der Blick zurück schon sehr beeindruckend, der Eisenerzer Reichenstein war schon nur noch eine kleine Spitze.
Ich war schon recht ausgetrocknet, 1/2 Liter Iso-Getränk mussten jetzt noch für die nächsten drei Gipfel reichen, denn erst beim Abstieg von der Lahnerleitenspitze befindet sich die nächste und letzte Wasserstelle - der Heiligenbrunn. Aber zunächst ging's gemäßigt ins Zeiritztörl und auf das Hinkareck. Ab hier begann der mir komplett unbekannte Teil der Tour. Vom Hinkareck auf den Speikkogel und dann auf die Lahnerleitenspitze. Dieser Anstieg war wieder brutal heiß, da die Sonne genau in die Latschengassen brannte, die wir hochmussten. Das Motivierende - dieser Gipfel ist der drittletzte und zusätzlich war auch die Wasserstelle nicht mehr weit. Nach rund 8 Stunden und 20 Minuten erreichten wir den Heiligenbrunn, ein kleines aber rettendes Quellchen kurz vor dem Leobner Törl. Zeit für eine kleine Pause.
Rund 15 Minuten später machten wir uns wieder auf den Weg. Zunächst in Leobner Törl und dann der 300 Höhenmeter Anstieg auf den Leobner. Der Admonter Reichenstein war nun schon erheblich nähergekommen. Wir stiegen in das Haberltörl ab und begannen den gefühlt recht langen Anstieg auf das Blaseneck. Diese Gegend war bislang ein weißer Fleck auf meiner Berglandkarte. Der Aufstieg auf das Blaseneck zog sich noch ziemlich. Nach ziemlich genau 10 Stunden erreichten wir den Gipfel - endlich der letzte 'große' Gipfel. Von Werners Erzählungen wusste ich aber, dass auch der letzte Abschnitt nicht zu unterschätzen sein sollte, weil es auch hier noch über einige 'kürzere' Anstiege geht. Zumindest waren wir noch knapp auf der sub 12 Stunden Pace. Inzwischen war ich kalorisch und flüssigkeitstechnisch schon ziemlich auf Reserve unterwegs und der Weg über besagte Anstiege, konkret Niederberg, Anhaltskogel und Spielkogel waren physisch anstrengend und psychisch zermürbend. So war die Erleichterung groß, als nach dem wirklich letzten Anstieg endlich die Mödlingerhütte in Sicht kam - ein Blick auf die Uhr bestätigte - es sollte sich ausgehen.
Genau 11 Stunden und 55 Minuten nach unserem Start beim Präbichlerhof erreichten wir die Hütte, das Ziel der Tour. Die Freude war bei uns beiden groß, ein eindrücklicher Tag lag hinter uns. Nach ein paar Finisher-Fotos gönnten wir uns noch ein wohlverdientes Bier auf der Hütte. Auf selbiges hatte ich mich schon seit Stunden gefreut.
Fazit
Die Traverse der Eisenerzer Alpen ist eine sehr eindrucksvolle Unternehmung, auch wenn man nicht so viel in (hoch-)alpinem Gelände unterwegs ist wie z. B. beim Wiener Höhenweg oder dem Kreuzeck Höhenweg. Man ist die meiste Zeit auf Singletrails unterwegs, die über weite Strecken auch technisch anspruchsvoll sind. Die Crux an dieser Tour ist aber eindeutig die fehlende Infrastruktur, bis auf die zwei (bzw. drei wenn man die am Brunecksattel auch ansteuert) Quellen gibt es nichts.
Es war mir wirklich ein Vergnügen und eine Ehre, Werner bei seiner 10ten Begehung dieser Tour zu begleiten und freue mich auch, dass wir sein Ziel, das Ganze in unter 12 Stunden zu begehen, erreicht haben - im 'Power-Hiking' Stil sollte man dafür nicht zu viel trödeln :-)
Informationen und Hinweise
Trail Info - Strecken Eckdaten | |
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Aufstieg: | 3750 m |
Strecke: | 42,7 km |
Kilometerleistung: | 80 |
Anmerkung: | Die ganze Route verläuft praktisch durchgehend auf schmalen, über weite Strecken technisch anspruchsvollen, Trails, ist aber gut markiert. Auf der gesamten Strecke gibt es nur drei Quellen. Eine beim Wildfeld, eine am Brunecksattel und zuletzt beim Abstieg von der Lahnerleitenspitze ins Leobnertörl - das ist Versorgungstechnisch eine Herausforderung und ist nicht zu unterschätzen! |
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