Skibergsteigen Gamskögel Mittelschartenrinne
, Barbara und PeterBeim Schmökern in meinem Projekte-Order am PC bin ich wiedermal über einen alten Führerausschnitt zu den Touren bzw. Rinnen an
den Gamskögeln gestolpert. Nachdem wir die Prinzessinenrinne und die direkte Gipfelrinne schon kannten, stand diesmal die Erkundung der wenig begangene Mittelschartenrinne am Programm.
Gamskögel Mittelschartenrinne
Die Schneeverhältnisse sollten durch den aktuellen Kälteeinbruch, nach längerer Wärmeperiode, für das Rinnenstapfen ideal sein. Beim Blick von Norden auf die Gamskögel ist dies die Rinne links neben der Prinzessinenrinne. Ungewiss war, ob man von der Mittelscharte dann irgendwie auf den Hauptgipfel kommen würde.
Da den ganzen Tag in der Höhe recht tiefe Temperaturen vorhergesagt waren, reichte uns ein Start um 9 Uhr bei der Berger Huam. Schon vom Parkplatz kann man die Rinnen der Gamskögel gut einsehen - sie sehen alle ziemlich beeindruckend aus. Die paar Zentimeter Neuschnee, die am Vortag gefallen waren, erleichterten den zuvor schon ziemlich eisigen Weg bis in die Kare unter die Gamskögel Nordwand/-flanke erheblich. Der Weg bis dorthin folgt dem normalen Anstieg auf den Gamskögel-Westgipfel.
Die direkte Gipfelrinne war an diesem Tag schon gut besucht und dort führte eine fette Spur hin. In unsere Richtung sah es einsam aus. So spurten wir über einen der seichten Rücken bis zum Fuß der Mittelschartenrinne. Da der Schnee an einigen Stellen immer harschiger wurde und es somit ohne Harscheisen schwierig zu gehen war, beschlossen wir, gleich hier auf die Steigeisen umzusteigen. 50 Höhenmeter höher oder tiefer war uns da egal. Die ersten zwei Drittel der Rinne bewegen sich zwischen 35° und 38°, erst ab dem großen Felsblock, der die erste Engstelle bildet, wird es steiler. An der zweiten Engstelle, ca. 30 Höhenmeter unter der Scharte hat Barbara dann 45° gemessen. Das dürfte aber auch von der Schneemenge abhängen, die in der Rinne liegt. Nachdem es in der Rinne bitterkalt war, freuten wir uns über ein paar Sonnenstrahlen.
Jetzt stand die Überlegung an, wie es weitergehen sollte. Die Scharte ist relativ exponiert. Wir sahen ein paar Steigspuren wo die Überschreitung über den Gamskögel-Grat entlang geht. Mit Schnee schaut das aber dann doch irgendwie beeindruckender aus als im Sommer. Wir hatten unsere Leichtgurte und eine 50 Meter Dynema-Leine dabei, zusätzlich aber keine Sicherungsmittel. Zumindest mal mit dem Gefühl an einem Seil zu hängen, startete ich entlang der Steigspuren los. Als es ums Eck jedoch nicht leichter zu werden schien, kehrte ich zu Barbara zurück. Zuhause haben wir später auf das Gamskögel-Grat Topo geschaut, es wäre noch eine 2+ zu Klettern gewesen - ohne Sicherungsmöglichkeit, mit Steigeisen, Skischuhen und Skiern am Rücken doch etwas zu spannend für uns.
Wir hatten eigentlich nicht geplant, die Rinne wieder runterzufahren, zum einen, weil wir schon länger keine steilen Sachen mehr gefahren sind, und wir irgendwie mit dem Älterwerden und der Elternschaft nicht draufgängerischer geworden sind. Die Südflanke sah von der Scharte steil, aber machbar aus. So legten wir die Skier an und ich startete los. Es waren ein paar weiche Zentimeter auf einer recht harten Schneeschicht, die bei jedem Schwung in die Tiefe rutschten und die Flanke darunter polierten. Nach einigen Metern erkannte ich, dass der erste, durch eine Rippe begrenzte Teil der Flanke ca. 100 Höhenmeter weiter unten an einem steilen Abbruch endete. Hinter der Rippe sah es vorerst besser aus. Ich querte die Rippe und Barbara schloss zu mir auf. Die Flanke hier ist ebenfalls sehr steil, 40°-45° (für Messungen waren wir hier nicht mehr entspannt genug). Ich fuhr die Flanke weiter ab, musste aber auch hier erkennen, dass sie in einem Abbruch endet. Auch nach der nächsten Rippe war da nicht runter zu kommen. Wir sahen keine Möglichkeit, in das als Hühnersteige bezeichnete Kar zu kommen. Wir beschlossen, zurück in die Scharte zu steigen. Erstmal mitten in der harten Steilflanke die Steigeisen anlegen und die Skier wieder auf den Rücken - schon mal eine Herausforderung. Der Anstieg zurück in die Scharte war wesentlich anspruchsvoller als die Rinne selbst. Wir waren froh, wieder dort anzukommen.
Jetzt gab es ohnehin nur noch einen Weg, zurück durch die Rinne. Wir stapften die Rinne wieder runter, bis zu dem Teil wo sie wieder breiter wurde, und schnallten die Skier wieder an. Die Abfahrt ab hier war dann wirklich schön, und im Vergleich zu unserm kleinen Abenteuer auf der Südflanke auch entspannt. Die Hühnersteigen-Abfahrt geht wirklich nur wenn es sehr viel Schnee hat. Dann sollte man es sich evtl. direkt von der Südseite anschauen, und nicht, so wie wir, auf gut Glück einfach mal reinfahren.
Informationen und Hinweise
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Übersicht über die Steilrinnen der Gamskögel
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Übersicht Gamskögel/Gamskögelgrat Südseite/Hühnersteige (Quelle: www.lawine-steiermark.at)
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