Urus 5495 m, Ishinca 5530 m und Tocllaraju 6032 m
, Peter mit Hans Penz- Aufstieg ins Ishinca Basecamp
- Urus 5495 Meter vom Ishinca Basecamp
- Ishinca 5530 Meter, Überschreitung NW - SO Grat/Rücken
- Tocllaraju 6032 Meter
- Zurück nach Huaraz
- Informationen und Hinweise
Wohl kein anderes Land in Südamerika wird derart mit Bergsteigen verbunden wie Peru. Nach meinen Reisen nach Chile, Argentinien, Ecuador und zweimal Bolivien war es nun endlich soweit - gemeinsam mit meinem Freund Hans Penz, plante ich für den Sommer 2011 einen dreiwöchigen Aufenthalt im 'Chamonix der Anden', in Huaraz. Dieser Vergleich stimmt natürlich nur bedingt, aber klingen tut es nett. Nach etwas Akklimatisieren in Huaraz und Umgebung planten wir zwei Hauptabschnitte, zuerst eine Woche im Ishinca Tal und dann, sollten die Verhältnisse (am Berg und natürlich auch unsere körperlichen und geistigen) passen, wollten wir den Huascaran Sur, den mit 6768 Metern höchsten Berg von Peru versuchen. Auf dieser Seite kann man über unsere Touren im Ishinca Tal nachlesen, natürlich gibt es auch eine, mit unseren [bergsport/hoehenbergsteigen/bergsteigen-in-peru-huascaran Erlebnissen am Huascaran]!
, Aufstieg ins Ishinca Basecamp
, Urus 5495 Meter vom Ishinca Basecamp
Unser erstes Ziel war der Urus, ohne Hochlager vom Ishinca Basecamp aus zu erreichen. Auf Rat unserer Crew, starteten wir um etwa 02:15 Uhr. Gefühlsmäßig schon ein bisschen früh, aber da sich unsere innere Uhr ohnehin noch nicht wirklich umgestellt hatte, kein Problem. Den ersten Teil des Weges, etwa eine Stunde, hatten wir uns am Vortag noch angeschaut und somit war die Wegfindung am ersten Teil der Tour kein Problem. Steil geht es sehr lang direkt auf einem Moränenrücken dahin, speziell in der Nacht und mit noch mangelnder Akklimatisation, entsprechend langsamen Tempo, eine ziemliche Geduldsfrage. Nach einiger Zeit wird der Weg flacher, und wir rechnen eigentlich damit, bald auf den Gletscher zu treffen. Falsch gedacht, noch mal geht es im Blockgelände bergauf, und wir müssen teilweise sogar etwas klettern. Später, beim Abstieg, erkennen wir, dass wir um einen Felssporn auf der falschen Seite herum gegangen sind, auf der anderen wäre eine schöne Schneerinne bis zum Gletscher gegangen.
Nach der leichten Kletterei erreichen wir doch noch den Gletscher, Steigeisen anlegen, Gurt anziehen, Pickel in die Hand und los geht's. Es wird jetzt auch hell, sodass wir die Stirnlampen ausschalten können. Wir sehen nun den restlichen Teil des Aufstiegs, und etwa 5/4 Stunden später erreichen wir den Gipfel in 5495 Meter Höhe. Wir sind sehr glücklich, einen ersten kleinen Erfolg auf unserer Reise errungen zu haben. Gratulationen, Fotos und Bewundern der umliegenden Landschaft folgen.
Auch der Abstieg über die steile Gletschermoräne ist noch mal etwas anstrengend, dafür sind wir praktisch zum Frühstück, um etwa 9.30 Uhr wieder im Basecamp.
, Ishinca 5530 Meter, Überschreitung NW - SO Grat/Rücken
Am nächsten Tag stand der Ishinca am Programm. Wieder ging's in aller Früh los. Diesmal war das aber gar nicht so verkehrt, da die Tour schon ein Stück länger war. Der erste Teil des Weges zum Ishinca ist praktisch nicht zu verfehlen, ein schöner ausgetretener Pfad schlängelt sich Richtung Laguna Ishinca. Wobei man vor Erreichen selbiger bei einem großen Steinmann geradeaus einem kleineren Pfad folgt, jedenfalls wenn man den Normalanstieg wählt. Bei Tagesanbruch erreichten wir den Rand des Gletschers; wir legen Steigeisen und Gurt an und gehen über das erste Steilstück seilfrei, bald jedoch erkennen wir, dass der Gletscher doch einige Gletscherspalten aufweist und wir seilen uns an. Inzwischen haben wir die vor uns gestarteten Seilschaften hinter uns gelassen, und versuchen den besten Weg über den Gletscher zu finden. Teilweise können wir Spuren unserer Vorgänger folgen. Eigentlich wollen wir an einem Felsturm links vorbei, sehen jedoch, dass eine andere Seilschaft mit einem einheimischen Führer, tiefer, rechts an dem Turm vorbeigeht. Wir sind etwas verunsichert, beschließen auch, etwas abzusteigen und den rechten Weg zu gehen. Einige Zeit später erreichen wir einen kleinen Sattel, bzw. ein Flachstück vor einem kurzen Steilaufschwung. Sieht auf den ersten Blick schlimmer aus als es ist, ein Pickel in der Hand schadet aber nicht. Durch eine kleine Spaltenzone erreichen wir einen Hang, der zum letzten Steilaufschwung vor dem Gipfel führt. Langsam zieht es sich schon etwas, streckenmäßig ist die Tour schon einiges länger als auf den Urus. Vor dem Gipfel wird's für ein paar Meter noch mal recht steil, aber kurze Zeit später stehen wir auf dem Gipfel des Ishinca. Auf der höchsten Stelle ist gerade mal Platz für eine Person.
Am Gipfelgrat fanden wir eine nette Eisbirne vor, die sich perfekt anbot um sich über die Randkluft auf den SW Rücken abzuseilen. So war rasch der Entschluss gefasst, doch die Überschreitung zu machen. Nach der Abseilaktion waren wir aber froh, nicht über diese Seite aufgestiegen zu sein, denn die weit offene Randkluft, über die wir uns so abseilten, hätte 10 Höhenmeter unter dem Gipfel, ein unüberwindliches Hindernis darstellen können. So war der Abstieg nicht mehr wirklich schwierig, zog sich aber, und ein Liter Getränk für eine 10 Stunden Tour führte zu einem entsprechenden Flüssigkeitsdefizit. Dafür schmeckte das Bier im Basecamp umso besser!
, Tocllaraju 6032 Meter
Nach Urus und Ishinca stand ein Ruhetag auf dem Programm, leider war er aber nicht so erholsam wie erwartet. An diesem Tag bekamen wir ein Müsli (oder so was Ähnliches), leider war da auch so Getreide dabei, das man eigentlich kochen müsste, das hat dem lieben Hans nicht so gut getan, schon beim Vormittags-Spaziergang klagte er über Bauchschmerzen und ab Mittag hatte er einen Bauch wie ein Volleyball mit allen dazu gehörenden Phänomenen. Im Laufe des Nachmittags entschloss er sich, am nächsten Tag nicht ins Hochlager für die Besteigung des Tocllaraju aufzusteigen, da es nicht abzusehen war ob es ihm besser gehen werde oder nicht, und er sich auch nicht jetzt schon voll verausgaben wollte.
Wir konnten aber unseren Koch Oskar dazu überreden, mit mir auf den Tocllaraju zu gehen, Hans blieb mit unserem zweiten Gehilfen Nestor, im Basecamp. Es war schon etwas spannend, denn Oskar spricht kein Wort Englisch und meine Spanischkenntnisse - na ja!
Aber da auch mein Frauchen schon mal mit einem nicht des Englischen mächtigen Bergführer auf einen 6000er in Bolivien gestiegen ist, nahm ich mir sie als Vorbild. Am nächsten Tag um 11 Uhr machten wir uns auf ins Hochlager auf 5000 m. Oskar, einem 22 jährigen Einheimischen, und somit auch Top-Akklimatisierten Kraftprotz, mit seinem ca. 25 kg. schweren Rucksack brauchte ich erst gar nicht versuchen, hinterher zu keuchen. Keuchen - das galt es ja tunlichst zu vermeiden, da am nächsten Tag ein 6000er am Programm stand. Eine Stunde schneller als üblich erreichten wir das Hochlager, und hatten somit vieeeeel Zeit für Smalltalk ;-) Jedenfalls gab es dann um ca. 17 Uhr Abendessen und danach ab in die Falle, da wir ja um 1 Uhr nachts aufstehen wollten/mussten. Jetzt hatte Oskar aber nicht so ein hübsches luftiges Zelt mit dabei wie Hans und ich im Basecamp, sondern ein eher antiquiertes Zweimann-Zelt mit wenig Belüftung. Ich hatte somit die ganze Nacht damit zu tun, genug Sauerstoff zu erschnaufen und lag bis etwa 23.30 Uhr wach; dann erkannte ich den wahren Grund meiner Atemnot und öffnete einen Belüftungsschlitz am Zelt und steckte mein Näschen in die wunderbar kalte Nacht hinaus. Das verhalf mir wenigstens zu einer Stunde Schlaf. Tagwache um 1 Uhr, wie erwähnt, eine Tasse Tee und dann ab die Post.
Als mich Oskar fragte ob ich wohl vorausgehen wollte, bejahte ich gerne. Die Tour führte erstmal eine gefühlte Ewigkeit an riesigen Gletscherspalten vorbei und über steile Gletscher Aufschwünge dahin. Es war schwierig, ein passendes Tempo zu halten, denn für Oskar sind 5000 m etwa so wie wenn unsereins in den Niederen Tauern spazieren geht, und ich immer das Gefühl hatte, er erfriert hinter mir, weil wir nicht schneller gingen. Andererseits sind die Leute hier auch recht robust - und was noch dazu kam, er hatte praktisch die gesamte Ausrüstung von Hans an, von Arcterix und Co! Aber gut, besagte Ewigkeit wurde dann endlich durch die erste Schlüsselstelle der Tour, eine etwa 50 Meter lange und 50 Grad steile Steilflanke, unterbrochen. Im Vorfeld etwas aufgeregt, erkannte ich nun vor Ort, dass das keine Schwierigkeit für mich darstellte, so nahm ich Oskar ans kurze Seil und wir stiegen die Flanke empor. Oben geht's dann wieder etwas flacher über eine Gletscherflanke weiter. Motivationsmäßig ging es mir nun etwas besser. Irgendwann, am Ende des zweiten Teiles erwähnter Ewigkeit, wurde es dann hell und ich konnte langsam den Gipfelaufbau erkennen. Hier wartete noch mals ein Steilstück auf uns -eine ca. 60 Meter lange und 60 Grad steile Eisflanke. Auch hier nahm ich Oskar erst ans kurze Seil, mit zunehmender Höhe erkannte ich aber, dass sich sein Blick doch etwas zum Ängstlichen hin veränderte. Da ich ja ein guter Kerl bin, hab ich ihn dann an einen überraschend auftauchenden zurückgelassenen Firnanker gesichert; bin den Rest der Flanke hochgeklettert und hab ihn dann nachgesichert, er war sichtlich froh darüber. Von nun an waren es nur noch 5 Minuten in unschwerem Gelände. Gerade solche Momente sind es, die für mich den Reiz dieser Quälerei ausmachen, die Schwierigkeiten liegen hinter einem, der Geist hat über den Körper gesiegt, und es steht praktisch Nichts mehr zwischen einem selbst und dem Gipfel. Trotzdem haben Hans und ich in kuscheligen Schlafsack-Stunden im Basecamp viel darüber diskutiert, wieso man sich das antut, wenn man ohnehin nach ca. 10 Minuten am Gipfel wieder runter geht.
Aber egal, der Gipfel des 6034 Meter hohen Tocllaraju war erreicht, es war 7 Uhr morgens, über dem Basecamp lag eine beschauliche Ruhe, alles schlief noch. Wir machten uns an den Abstieg. Schlussendlich waren wir um 11.30 Uhr wieder im Basecamp auf 4300m, 1700 Höhenmeter Abstieg, davon 700 Meter mit dem gesamten Gepäck, dass wir vom Hochlager mit herunter nehmen mussten. Als Belohnung für die Mühen - zwei Flaschen Cascena Bier.
, Zurück nach Huaraz
Nach inzwischen sieben Tagen im Ishinca Tal waren wir jetzt doch schon etwas reif für eine Dusche und ein gescheites Bett!
Informationen und Hinweise
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Huascaran | Ein paar Tage später ging es für uns weiter zum Huascaran, wie es uns dort ergangen ist, kannst Du hier nachlesen! | |
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