Große Gesäuseüberschreitung
, Peter mit Markus RafflingSeit unserer gemeinsamen Saisonabschlussskitour auf das Große Wiesbachhorn hat es bis auf eine Trailrunning Runde nie mehr gepasst, dass Markus und ich etwas gemeinsam unternommen hätten. Barbara und ich waren auf Expedition und danach standen zuhause eine Menge Dinge an, die derweilen liegen geblieben waren. Umso erfreulicher dann, dass es am angepeilten Termin für eine gemeinsame Tour, dann auch wettermäßig passen sollte. Sowohl in Markus' als auch in meinem Kopf existierte der Plan für die große Gesäuseüberschreitung schon lange. 2007 hatte ich es schon mal mit Hans Penz probiert. Am Großen Ödstein angekommen, verdichteten sich die Wolken aber so sehr, dass wir beschlossen, die Tour abzubrechen. Der nachfolgende Abstieg zum Gamssteinsattel war dann ein Abenteuer für sich. Als wir beim Kölblwirt ankamen, regnete es in den Bergen bereits. Aus heutiger Sicht eine goldrichtige Entscheidung.
Markus und ich hatten noch das letzte Zimmer beim Gasthof Ödsteinblick ergattert und trafen dort am Samstag gegen Abend ein. Wir versuchten, ein möglichst frühes Frühstück zu organisieren, aber mehr als 7 Uhr morgens ließ sich mit dem Wirt nicht aushandeln. Dafür bekamen wir noch die Telefonnummer vom Gesäusetaxi (+43(0)3613 2100099), denn irgendwie sollten wir ja nach gelungener Überschreitung, von der Kummerbrücke wieder zum Auto beim Oberkainz kommen. Nach einem leckeren Abendessen ging's ab ins Bett.
Große Gesäuseüberschreitung
In der Früh waren wir uns dann nicht ganz sicher, welche jetzt die richtige Zufahrt zum Gehöft Kainz wäre, aber das war schnell gelöst. Es ist gleich die erste vor dem Ödsteinblick wenn man taleinwärts fährt. Um 7.23 ging's dann los. Ich war schon gespannt - während ich doch einiges meiner Fitness im Sommer am Mustagh Ata gelassen hatte, hat Markus einen überaus guten Trainingssommer hinter sich. Aber es würde schon gehen - es musste gehen :-). Nach einem kurzen Stück auf der Forststraße fanden wir auch gleich das Weglein, das uns Richtung Kirchengrat führen sollte. Das Wetter war perfekt, kurze Hose und T-Shirt waren genau richtig, um nicht zu überhitzen. Wir waren mit Trailrunning-Schuhen unterwegs, die doch um einiges leichter und bequemer sind als Bergschuhe. Der Weg führt entlang des Kainzriegls und ist wirklich schön. Schließlich gelangten wir zu einem Geröllfeld; der Aufstieg über dieses war etwas mühsam. Am oberen Ende geht es dann links in eine erdige Rinne, dort hängt auch ein Fixseil. Hier beginnt mehr oder weniger die 'Kletterei'. Wenngleich es erst weiter oben so richtig ein Grat (Kirchengrat) wird. Vorerst ging's aber noch weiter über eine ausgewaschene Rinne zur Johnsbacher Scharte. Hier hatten wir einen schönen Ausblick auf Admonter Reichenstein, Buchstein und Co. Nach einem kurzen Stück auf einem Grat geht's in der Flanke über mehr oder weniger steile Schroffen und Rinnen in Richtung des sog. 4 Meter Risses. Eigentlich ist es eher ein breiter Kamin, der aber durch einen Klemmblock abgeschlossen wird. Es hängt eine Trittschlinge, diese wurde von uns natürlich ausgelassen.
Nach dem 4m Riss schien uns erstmals die Sonne ins Gesicht und es ging jetzt weiter auf dem Gratrücken Richtung kleiner Buchstein. Markus nahm diesen noch mit. Ich machte mich gleich auf zum 8m Wandl, dem Einstieg zum großen Buchstein Gipfelaufbau. Dieses war bald überklettert. Nun leisteten wir uns aber einen gröberen Verhauer, wir stiegen zu weit links (da waren auch ein paar Steinmänner, aber keine rote Markierung) weiter. Ich glaube dieser Spitz, auf dem wir dann gelandet sind, ist der Teufelszahn. Jedenfalls mussten wir dann wieder bis kurz nach dem 8m Wandl abklettern und weiter nach rechts (in Aufstiegsrichtung) flach bzw. leicht absteigend queren, um auf die Rinne Richtung Ödstein Südwestgrat zu gelangen. Trotz halbstündigem Verhauer erreichten wir den Großen Ödstein in knapp unter drei Stunden.
Für die folgende Passage legten wir den Klettergurt an. Über Felsbänder stiegen wir Richtung Teufelsturm/Abseilturm ab. Zuletzt geht's hier über eine steile Platte. Es hängt ein altes Fixseil, dem wir jedoch kein großes Vertrauen schenkten. So seilten wir uns mit Markus' 20 Meter Seil, das wir dabeihatten, in die Scharte vor dem Abseilturm ab. Das Seil wurde wieder weggepackt und wir stiegen steil und luftig (aber griffig) zum Drahtseil auf den Abseilturm empor. Die Drahtseil Passage ist steil und fordert doch etwas Kraft. Das Abklettern auf der anderen Seite geht wieder gut. Wieder gelangten wir in eine Scharte. Der weiterführende Grat schaut schwierig aus, aber zum Glück muss man hier ohnehin auf die Südseite über eine Rinne abklettern. Weiter unten quert man über Schutthalden und Felsbänder unter dem Gipfeaufbau der Ödsteinkarwand Richtung Osten bis zu einer Rinne, die zum Festkogel Westgrat führt. Dieser ist sehr schön zu klettern und auch sehr fotogen. Nach genau vier Stunden stehen wir auf dem Festkogel. Der Blick zurück lässt einen wirklich staunen, dass es hier doch 'relativ' leicht herüber geht. Der Blick auf das nun schon ordentlich näher gerückte Hochtor lässt einen ebenfalls staunen, nämlich, dass das auch im Winter als Skitour geht.
Zumindest das nächste Stück unseres Weges schaut jetzt etwas einfacher aus. Wir steigen Richtung nordöstliche Festkogelscharte ab, und anschließend auf den Festkogelturm wieder auf. Die alten roten Markierungen sind schon etwas schwer zu erkennen, nicht immer sind wir am 'richtigen' Weg. Aber schließlich sind wir am Grat Richtung Hochtor Gipfel. Es ist einiges los am Hochtor, von allen Seiten scheinen Bergsteiger hier herauf zu kommen. Kurze Zeit später stehen wir am höchsten Punkt der Tour, dem Gipfel des Hochtors. Wir sind inkl. Verhauer knapp fünf Stunden unterwegs. Etwas schräg werden wir von den anderen Wanderern in unserem eher trailrunning-mäßigen Outfit schon angeschaut. Wir blicken auf die Planspitze, die ist schon wesentlich näher gerückt.
Der Abstieg vom Hochtor erfordert doch einiges an Konzentration und Spürsinn; die Wand ist sehr steil und es geht immer auf Felsbändern hin und her, aber nicht jedes hat einen Weiterweg. Hin und wieder müssen wir auch hier etwas suchen. Spannend ist auch das ausgesetzte Kriechband. Ich bin froh, endlich das Geröllfeld am Fuße dieser Wand erreicht zu haben. Markus war etwas schneller und hat so eine zusätzliche Pause herausgearbeitet. Wir machen noch einen Abstecher auf den Gipfel des Dachl bevor es über die charakteristischen Platten des Dachl auf 'Reibung' Richtung Roßkuppe geht. Dort werden Erinnerung an meine Begehung der Roßkuppenkante mit Hans Penz wach - eine schöne Tour. Ich hatte den Abstieg von der Roßkuppe von damals gar nicht so in Erinnerung, aber etwas abklettern und suchen muss man auch hier. Aber kurz darauf erreichen wir die Roßkuppenscharte, und steigen auf den Peternschartenkopf auf - jetzt lassen wir keinen Gipfel mehr aus. Vorbei an der Peternscharte geht's endlich Richtung Planspitze. Über den markierten Wanderweg steigen wir zu dieser auf, der letzte Gipfel unserer Tour. 2400 Höhenmeter Aufstieg (inkl. Verhauer) und 6.51 bis hierher sagt die Uhr.
Die letzten Reste meiner drei Liter Getränk werden hier getrunken, viel weniger sollte es nicht sein, sonst wird's noch zäher. Auf dem markierten Wanderweg steigen wir in Richtung Wasserfallweg ab. Anfangs sind noch ein paar Passagen mit Seilversicherungen zu bewältigen. Ich bin dann aber froh, endlich auf einem ganz normalen Wanderweg, ohne Absturzgefahr (vorerst) zu sein. Der Weg zieht sich aber ordentlich, bis wir endlich auf die Kreuzung zu Wasserfallweg und Hesshütte gelangen. Dort stehen auf dem Wegweiser demotivierende zwei Stunden bis zur Kummerbrücke - das muss auch schneller gehen. Kurze Zeit später können wir wenigstens aus dem Bächlein etwas trinken. Ich kannte den Wasserfallweg ja vorher noch nicht, die Leitern und ein paar versicherte Abschnitte sind aber doch auch steil und man muss sich nochmal ordentlich konzentrieren. Schön ist der große Wasserfall, von dort ist es auch nicht mehr weit. Bei der Staustufe wartet Markus bereits auf mich, er hat bereits 15 Minuten Pause gemacht. Gemütlich wandern wir noch den Weg am Wasserlauf zur Kummerbrücke, die wir gegen 16.15 Uhr erreichen. Wir freuen uns, diesen Klassiker gemeinsam bewältigt zu haben. Per Autostop geht's zurück nach Johnsbach.
Informationen und Hinweise
Update Sommer 2020 - Markierungen und Fixseil neu!
Laut einem Eintrag auf fastestknowntime.com vom Juli 2020, sind auf der Strecke bis zum Hochtor die Markierungen (roten Punkte) erneuert worden und auch das Fixseil für den Abstieg / Abseilen vom Gr. Ödstein ist neu. Danach gibt es immer noch die alten, verblichenen Markierungen, aber dafür ist es ja ab dem Hochtor ein stärker begangener (Wander-)Weg.
Infobox - Weiterführende Links | ||
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Beschreibung bergsteigen.com | Tourenbeschreibung der großen Gesäuseüberschreitung auf bergsteigen.com | |
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