Flugmeter mit Folgen in den Pfaffenstein Südwandplatten
, Barbara und Peter- Flugmeter mit Folgen in den Pfaffenstein Südwandplatten
- Der Tag danach
- Fazit
- Informationen und Hinweise
In den letzten Jahren fokussierten sich unsere bergsportlichen Aktivitäten vorwiegend auf Trailrunning und die eine oder andere Expedition. Dieses Jahr wollten wir auch wieder mehr klettern gehen. Nach einigen (Familien-)Klettertouren im Grazer Bergland nutzen wir einen Feiertag im Mai, um wiedermal etwas Alpinkletter-Luft zu schnuppern. Die Pfaffenstein Südwandplatten waren unser Ziel. Diese Tour hatte ich von einer Begehung im Jahr 2006 in genussreicher Erinnerung.
Wir trafen kurz nach 8 Uhr am Parkplatz in Eisenerz ein und machten uns an den Aufstieg über den Markussteig. Das Wetter war leider noch nicht so gut - der Pfaffenstein und die umliegenden Gipfel hingen noch in Wolken. Bis zur Höhle wo auch der Klettersteig beginnt, sind es ca. 650 Höhenmeter. Um das Kar zum SW-Grat queren zu können muss man bis zum Hubschrauberlandeplatz aufsteigen. Dieser liegt ca. 50 Höhenmeter über der Höhle. Wir folgten der Beschreibung und stiegen durch eine Rinne links (wenn man in Richtung Berg blickt) auf. Über Schroffen trafen wir wieder auf den Klettersteig und folgten diesem noch ein paar Meter bis zum Plateau, wo der Hubschrauberlandeplatz liegt. Alternativ kann man auch gleich den Klettersteig nehmen. Man kann in diesem Fall den Landeplatz nicht verpassen. Vom Hubschrauberlandeplatz quert man das Kar zum Südwestgrat und nochmals ein Kar zu einer weiteren Rippe. Hier kam uns eine Gruppe junger Männer entgegen, sie waren auf der Suche nach dem SW-Grat Sockel und über den Südwandsteig aufgestiegen. Wir konnten helfen. Sie sagten uns auch, dass zwei ihrer Kollegen bereits am Einstieg zu den Südwandplatten wären. Wir querten zur dritten Rippe, hinter der wir dann auch gleich das markante Schild 'Südwand' fanden, und auch schon die andere Seilschaft am Einstieg sahen. Bald erreichten wir die beiden netten Kärntner.
Flugmeter mit Folgen in den Pfaffenstein Südwandplatten
Inzwischen war es empfindlich kalt, zum Glück hatten wir diesmal schon etwas mehr dabei, als z. B. bei unserer Experience am kleinen Winkelkogel-NW-Pfeiler, wo wir trotz prognostizierter 30 Grad+ im Tal, mit gefühllosen Fingern und Zehen kletterten. Von einer genussreich warmen Südwandkletterei waren wir aber auch heute noch einige Sonnenstrahlen entfernt. Wir warteten bis der Nachsteiger der anderen Seilschaft etwas an Höhe gewonnen hatte, dann startete Barbara zum ersten Stand. Der war zum Glück so geräumig, dass der Baby-Elefant gut zwischen uns Platz hatte ;-) Waren wir die erste SL mit den Zustiegsschuhen geklettert, ging es jetzt schon etwas zur Sache und wir wechselten auf die Kletterschuhe. Die Seilschaft vor uns war zwar sehr nett, aber sie waren nicht die Schnellsten. So warteten wir doch eine ganz schöne Zeit. Im Hinterkopf hatten wir immer die laufende Zeit, denn um 18 Uhr sollten Oma und Sophie zu uns zum Essen kommen, das entspannte die ganze Sache nicht. Wir vereinbarten dann aber doch, dass die Seilschaft uns vorbeilassen würde, sobald sich ein entsprechender Standplatz bieten würde. Nach der 5ten Seillänge dürften wir dann vorbei.
Die sechste Seillänge ist relativ einfach, aber auch relativ hakenlos. Dafür gabe es eine Mega-Sanduhr, an der man seine Schlingen anbringen kann. Bald war der Stand erreicht und Barbara kam nach. Die nächste Seillänge führt nach links oben um eine Kante zu einer Nische mit Wandbuch. Nun stand die Plattenrampe am Programm - eigentlich eine recht schöne Seillänge.
Die Seillänge führt zuerst noch etwas in zergliedertem Gelände an einem Wulst entlang rechts aufwärts, um dann in die teilweise mit Wasserrunsen durchzogene, rampenartige Platte (der, der Tour den Namen gebenden SÜDWANDPLATTE), zu münden. Mit einem 50 Meter Halbseil wie wir es verwenden, muss man am Ende des zweiten Drittels der Platte Stand machen. Ich befand mich gerade ca. 3 Meter vor diesem Stand, der letzte Haken (ein geschlagener), etwa die gleiche Distanz unter mir. Hier ist die Platte relativ glatt und man steht auf Reibung. Ich war erfreut, für die rechte Hand einen ziemlich guten Griff gefunden zu haben. Der fühlte sich beim ersten Kontakt auch fest an ...
... als ich ihn jedoch mehr belastete, und mit der linken Hand los ließ, machte es ein dumpfes Knock und der Griff brach. Nun ging alles sehr schnell, obwohl es mich vor allem im Nachhinein wundert, was mir alles durch den Kopf schoss. Ich konnte noch zu Barbara 'Achtung' rufen. Auch gelang es mir, über die geneigte Platte Rückwärts zu laufen, um nicht auf Hinterkopf oder Rücken zu stürzen. Ich kam so tatsächlich zur Kante, wo ich mich dann mehr oder weniger fallen ließ. Die nächsten Meter habe ich nicht mehr so genau im Kopf. Auf jeden Fall bin ich nach links gependelt und muss mich mit dem linken Fuß an der Wand abgestützt haben. Die Arme hab ich dann am Ende des Sturzes angezogen, um mich nicht daran zu verletzen und schlug so eher stumpf mit Seite und Rucksack an die Wand. Aufgrund der Seildehnung (es waren ca. 45 Meter ausgegangen), der Hängeposition und der Länge der schrägen Platte, schätze ich, dass es insgesamt etwa 6-7 Meter gewesen sein dürften, die ich ins Seil gestürzt bin.
So, nun hing ich da, ich merkte, dass ich nur im linken Fußgelenk Schmerzen hatte. Hoffte auf eine 'Verstauchung'. Um einer möglichen zukünftigen Vorstiegsangst vorzubeugen, verlor ich keine Zeit und hangelte mich am Seil, das links von mir zum Stand führte, wieder bis zum letzten Haken hoch (der geschlagene Haken hatte das ganze problemlos überstanden, also so schlecht sind die nicht;-), und kletterte bis zum Stand weiter. Diesmal platzierte ich an der 'Unfallstelle' einen Friend. Ich holte Barbara nach. Der Fuß tat schon weh, aber ich kletterte noch die nächsten 1 1/2 Seillängen. Wir machten einen Zwischenstand bei der Platte der Mentopolis. Diese Platte und den Ausstiegskamin ließ ich dann doch Barbara im Vorstieg klettern. Ich hoffte, dass die Schmerzen in den Zustiegsschuhen, wo man nicht so in den Schuh gequetscht ist, besser werden würden. Die Bergrettung wollte ich in Zeiten von Corona nicht bemühen ... lieber Zähne zusammenbeißen!
Es ging zwar in den Zustiegsschuhen etwas besser, dennoch war der Abstieg über den Markussteig, vor allem wenn ich den Fuß seitlich verdrehte, die Hölle. Bei der Höhle, wo der Klettersteig beginnt, hatte ich beim Zustieg zwei Holzstöcke gesehen, die ich nun für den Abstieg verwendete, ohne diese wäre ich wohl nicht mehr ins Tal gekommen.
Die ganze Quälerei dauerte zwei Stunden, ich war noch nie so froh, das Auto endlich erreicht zu haben ...
Wie erwähnt, bin ich ja hoffnungsloser Optimist, und geh auch nicht übertrieben gerne zum Arzt, deshalb nahm ich vorerst zu Hause mit einer Bandage von Barbara und einer ordentlichen Menge Voltaren Salbe vorlieb.
Der Tag danach
Die Nacht war nicht sehr erholsam, ich hatte doch große Schmerzen im Fuß, der inzwischen ziemlich blau war. So ließ ich mich doch von Barbara überreden, am Nachmittag ins UKH Graz zu fahren. Nach etwa 2 Stunden warten, mit diversen Unterbrechungen mit Aufnahme, Röntgen etc., teilte mir der behandelnde Arzt mit, dass nichts gebrochen zu sein schien und dass ich in ein/zwei Wochen wieder kommen sollte, wenn das Ganze nicht besser wird ... passt, erste Erleichterung ...
Es war dann 21 Uhr, wir waren gerade beim Familienfernsehen, rief mich dann ein Oberarzt aus dem UKH nochmal an. Er hätte bei der routinemäßigen Kontrolle der Fälle des Tages doch etwas Verdächtiges entdeckt und ich möge möglichst gleich nochmal zur Abklärung ins UKH kommen. Ja was soll man sagen, eineinhalb Stunden später, sah sogar ich als Laie auf dem CT Bild, ein wunderbar abgesprengtes Sustentakulum Tali. ' Das gehört geschraubt, meinte der Arzt, sie können gleich hier bleiben, OP heute noch oder spätestens morgen ... '
Naja, so schnell kanns gehen, Samstagmittag war dann alles schon vorbei. Bin jetzt stolzer Besitzer eines Implantat-Passes ;-)
Jetzt heißt es, sechs Wochen das Fußgelenk nicht zu belasten.
Fazit
Ein paar Sachen sind bei der ganzen Aktion hängen geblieben.
- Mich hat es wirklich erstaunt, dass man in diesen Sekundenbruchteilen, die so ein Sturz dauert, doch noch reflexartig gewisse Dinge bewusst 'beeinflussen' kann.
- Ich bin froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist, hätte es mich nach hinten überschlagen, und Kopf und Helm hätten die Energie aufnehmen müssen, die so mein Fuß abgekriegt hat, wäre die Sache viel schlimmer ausgegangen.
- Auch für Barbara war das Halten des doch etwas längeren Sturzes kein Problem, Sie hat mit HMS im Zentralpunkt gesichert.
- Was man daraus lernen kann, speziell im Frühjahr, wenn der Winter am Kalk gearbeitet hat (Frostsprengung) noch vorsichtiger mit Griffen und Tritten in alpinen Routen sein!
Ich bin auch dem Team im UKH sehr dankbar, für die sehr gute Betreuung. Ich nehme es auch dem ersten Arzt (gerade in Ausbildung zum Facharzt), der den Bruch nicht erkannt hat, nicht übel. Ich hab ja am Bildschirm mitgeschaut, und so ein Bruch des Sustentakulum Tali ist auf einem normalen Röntgenbild echt schwer zu sehen! Gut, dass es eine entsprechende 'Qualitätssicherung' gibt.
I'll be back!
Informationen und Hinweise
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