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Eisklettern im Vallon du Diable Massif d'Ecrins

, Peter mit Andy Peisser
  1. Les larmes du chaos (4 Seillängen, Ernsthaftigkeit: II, Schwierigkeit: Wi 4)
  2. Les cloches de l'enfer (2 Seillängen, Ernsthaftigkeit: III, Schwierigkeit: Wi 5)
  3. La rage de vivre (3 Seillängen, Ernsthaftigkeit: II, Schwierigkeit: Wi 4)
  4. Variantenskifahren in La Grave
  5. Les hémos à Godo (5 Seillängen, Ernsthaftigkeit: IV, Schwierigkeit: Wi 4)
  6. Autisme (4 Seillängen, Ernsthaftigkeit: IV, Schwierigkeit: Wi 4)

Im Rahmen meines dreiwöchigen Bergurlaubs bei meinen Freunden Carine und Andy Peisser in Frankreich, war die erste Station die Andy und ich aufsuchten das Vallon du Diable im Massif d'Ecrins. Im deutschen Sprachraum langläufig als Dauphiné bekannt. Das Vallon du Diable ist ein sehr bekanntes und beliebtes Eisklettergebiet in der Gegend. Im Tal gibt es eine Fülle von Eisklettertouren im mittleren und oberen Schwierigkeitsbereich. Durch den recht wechselhaften Winter, im Jänner hat es in Ostfrankreich mal eine Woche bis in hohe Lagen geregnet, sind die Eisbedingungen großteils nicht sehr gut gewesen. Wir hatten jedoch Glück, in den nordseitigen Expositionen des Tals fanden wir gute bis sehr gute Bedingungen vor. Wenngleich nach Andys Aussagen in normalen Wintern die Eisfälle wesentlich deutlicher ausgebildet sind.

So machten wir uns auf den Weg nach St. Christophe en Oisans. Auf den Parkplatz fürs Vallon du Diable biegt man ca. 300 Meter nach der Ortschaft links auf eine kleine Seitenstraße ab und folgt dieser bis zu ihrem Ende. Von dort auf den gut einstündigen Fußmarsch zu den Eisfällen.

Übernachtet haben wir im Gasthaus "La Cordee" im Zentrum von St. Christophe, wer es gerne günstig hat, kann in einer in Lager umgebauten Scheune übernachten, so wie wir das getan haben. Dann sollte man aber schon einen Daunenschlafsack dabeihaben, denn diese Lager sind nicht beheizt. Dafür haben wir für drei Tage mit Frühstück und einmal Abendessen und div. Getränken nur 40 Euro pro Person bezahlt. Es gibt im selben Gasthof aber auch Zimmer, die sind bestimmt etwas komfortabler.

Die von uns gekletterten Eisfälle möchte ich im Folgenden kurz beschreiben.

Les larmes du chaos (4 Seillängen, Ernsthaftigkeit: II, Schwierigkeit: Wi 4)

Obwohl dieser Eisfall wie die meisten anderen die wir geklettert sind ebenfalls mit dem Schwierigkeitsgrad 4 bewertet ist habe ich ihn als einfachsten dieser 4er empfunden.

Die erste Seillänge weist eine Steilheit von ca. 65 Grad auf und ist relativ kurz, der erste Standplatz ist eingebohrt.
Die zweite ist 80 bis 85 Grad steil. Zu unserer Zeit war es nicht besonders kalt, deshalb war das Eis sehr gut zu klettern, die Oberfläche war fast etwas zu weich, da war es oft notwendig, mit den Steigeisen mal nachzutreten, um nicht mit den Frontalzacken in dieser weicheren Oberflächeneisschicht zu stehen. Dafür zogen die Eisgeräte nur so ins Eis. Diese Seillänge zieht auf den rechten Rand des Falles und endet wieder bei einem eingerichteten Standplatz. Sie ist auch die Schlüsselseillänge dieses Eisfalls.
Die dritte Länge beginnt mit einem steilen Aufschwung. Über die Kante an dessen Ende wehte mir der Spindrift derart ins Gesicht, das ich zeitweise die Augen nicht offenhalten konnte. Richtig alpin sozusagen ;-) Nach dem Aufschwung geht's recht gemütlich weiter.
Die vierte Länge ist wieder etwas steiler, ca. 75 Grad, mit einer kurzen steileren Passage. Man kann sich sehr gut über die eingerichteten Stände über den Eisfall abseilen. Insgesamt ein sehr schöner Eisfall, optimal zum Einklettern!

Les larmes du chaos
Vallon du Diable - unzählige Wasserfälle
Les larmes du chaos
1. Seillänge
Les larmes du chaos
2. Seillänge
Les larmes du chaos
2. Seillänge mit viel Spindrift

Les cloches de l'enfer (2 Seillängen, Ernsthaftigkeit: III, Schwierigkeit: Wi 5)

'Die Glocken des Teufels' bzw. 'Hells Bells' (für die Rocker unter uns;-) - so der Name dieses Eisfalls, zwei Seillängen unterschiedlichen Charakters. Die erste eine relativ einfache vielleicht 60 Grad steile Eiswand, die zweite eine 20 Meter senkrechte Eissäule umrahmt von Respekt einflößenden spitzen Eiszapfen.

Unter normalen Umständen ist diese Säule ca. 2 Meter dick ausgebildet, in diesem Winter war es gerade einmal ein Meter, und noch dazu war am Ansatz schon ein horizontaler Riss zu sehen. Andy meinte jedoch, dass das schon halten würde, und so machte er sich an die schwierige und anstrengende Kletterei. Es sah beeindruckend aus, wie er die ersten Meter, mit dem stahlblauen Himmel im Hintergrund, das schwierige senkrechte Eis meisterte.
Nachdem er den oberen Stand erreichte war nun ich an der Reihe. Und obwohl im Nachstieg unterwegs war das Gefühl in der Magengegend schon etwas komisch und ich ließ lieber etwas Vorsicht beim Setzen der Steigeisen und Eisgeräte walten, sah die Säule doch recht filigran aus. Im unteren Teil konnte man noch recht gut hooken, etwas weiter oben wurde das Eis aber glatt und eher flächig. Die Unterarme schon vom Klettern und vor allem dem Herausdrehen und Versorgen der Eisschrauben schon aufgeblasen, erforderte dieses Stück nochmals große Schlagpräzision. Ich war froh, als ich endlich über die Kante in flacheres Gelände gelangte. Ich war beeindruckt über Andys Leistung, diese Länge im Vorstieg geklettert zu sein.

Die Stände sind auch hier eingebohrt und man kann sich gut über die Tour abseilen.

Les cloches de l'enfer
Les cloches de l'enfer
Les cloches de l'enfer
weiter oben ist es leichter
Les cloches de l'enfer
Sogar das Abseilen ist über die Säule spannend!
Les cloches de l'enfer
Gut, dass alles gehalten hat!

La rage de vivre (3 Seillängen, Ernsthaftigkeit: II, Schwierigkeit: Wi 4)

Zwei Touren lagen an diesem Tag schon hinter uns, und es war früher Nachmittag, nicht weit von Les cloches de l'enfer gab's noch einen Eisfall den Andy schon kannte, und er meinte, den könnten wir heute schon noch klettern. Die erste Seillänge war aber sehr schlecht ausgebildet, so beschlossen wir, von der Seite direkt in die zweite Länge einzusteigen. Dort boten sich uns zwei Möglichkeiten, auf der linken Seite geht's etwas leichter, ich schätze so 75 bis 80 Grad steil rauf, auf der rechten etwas steiler, schätze gute 85 Grad auf gut 20 Metern. Wie es so seine Art ist, entschloss sich Andy für die rechte, schwierigere Seite. Die Länge war wirklich schön zu klettern, wenngleich für Waden wie für Unterarme ähnlich anstrengend. Die restlichen zwei Seillängen waren dann wieder etwas leichter und schön zu klettern. Auch hier konnten wir uns über die Tour an eingerichteten Ständen abseilen.

So ging der Tag dem Ende zu und wir machten uns auf den Rückweg nach St. Christoph. Während unseres Marsches beschlossen wir, am nächsten Tag Varianten-Skifahren zu gehen und tags darauf noch einmal ins Tal zum Eisklettern zu gehen.
Den Skitag verbrachten wir in La Grave, wo wir am Fuße der Meije traumhafte Varianten-Abfahrten und einige sehr steile Rinnen erleben und fahren durften. Was wirklich beeindruckend war, war die Länge der Abfahrten, mit nur sechs Gondelfahrten legten wir an diesem Tag 9000 Abfahrtshöhenmeter zurück.

Die Stände sind auch hier eingebohrt und man kann sich gut über die Tour abseilen.

Variantenskifahren in La Grave

Oben schon kurz erwähnt, an einem eiskletterfreien Tag fuhren wir nach la Grave zum Variantenskifahren, heute würde man es wahrscheinlich neudeutsch 'Freeriden' nennen! Auf jeden Ffall ein tolles Gebiet mit unglaublich vielen Möglichkeiten. Etwas Kondition sollte man aber mitbringen, immerhin geht's pro Abfahrt 1500 Höhenmeter runter!

Variantenskifahren in La Grave
Blick ins Vallon du Diable - verschiedene Variantenabfahrten von La Grave kommen hier raus
Variantenskifahren in La Grave
Abklettern zum Start in die Steilrinne
Variantenskifahren in La Grave
Und los geht's
Variantenskifahren in La Grave
Bockhart - Stürzen ist hier eher zu vermeiden!
Variantenskifahren in La Grave
Übungsgelände
Variantenskifahren in La Grave
La Maije
Variantenskifahren in La Grave
do maije i a gern amol aufi
Variantenskifahren in La Grave
Die Kirche von St. Christoph

Les hémos à Godo (5 Seillängen, Ernsthaftigkeit: IV, Schwierigkeit: Wi 4)

Wieder haben wir uns recht zeitig auf den Weg ins Vallon du Diable gemacht, dies hat den Vorteil, dass man in der Früh noch die volle Auswahl an Eisfällen hat, und nicht schon alles besetzt ist, was ja bei den diesjährig eingeschränkten Verhältnissen, recht wahrscheinlich ist. Als ersten Eisfall dieses Tages wollten wir Les hémos á Godo klettern.

Dieser Klassiker im Tal ist etwas exponiert für Lawinen und Spindrift, ersteres war aber zu unserer Zeit kein großes Problem, da recht wenig Schnee auf den darüber gelegenen Flanken lag.

Die erste Länge hat einen im letzten Teil bis zu 80 Grad steilen Aufschwung zu bieten, dieser ist allerdings recht kurz und es wird danach gleich flacher und nach einigen Metern erreichte ich auf der linken Seite einen eingebohrten Stand. Andy folgte mir und kletterte die zweite Seillänge weiter. Da diese nicht sehr steil ist, war das eher eine Schneestapferei durch eine schmale Rinne hinauf. Doch schon in der dritten Länge änderte sich das wieder, diese hat eine Steilstufe bis 85 Grad zu bieten.
Die vierte Seillänge ist wieder leichter, wir haben den Bohrhaken für den Stand erst beim Abseilen gefunden und vor der letzten steilen Wand einen Eisstand eingerichtet. Für die letzte Länge hat man zwei Möglichkeiten, links ist es etwas leichter, schätzungsweise bis ca. 80 Grad. Die rechte Seite ist anhaltend gute 30 Meter sehr steil bis senkrecht. Wir kletterten zuerst die leichtere Länge und seilten uns wieder bis zum Fuß dieser Wand ab, wo Andy es sich natürlich nicht nehmen ließ, auch die rechte Variante zu klettern. Diese entpuppte sich wieder als kleiner "Wadelbeißer", und war auch für den Ärmel nicht minder anstrengend, aber sehr schön zu klettern.

Danach seilten wir wieder ab, nun hatten wir aber unter dem Eisschlag einer Seilschaft zu kämpfen, die nach uns eingestiegen war, und nun natürlich über uns kletterte. Und in der zweiten Seillänge, dem schmalen Schnee-Couloir sammelten sich diese Eisbrocken wie in einem Trichter, eine recht gefährliche Situation.

Es sollte meiner Meinung nach zum guten Ton gehören, dass sich immer nur eine Seilschaft in einem Eisfall befindet, und zuspät Gekommene ein anderes Ziel wählen. Die Verletzungsgefahr durch Eisschlag ist doch beträchtlich.

Autisme (4 Seillängen, Ernsthaftigkeit: IV, Schwierigkeit: Wi 4)

Als nächsten und auch letzten Eisfall unseres Aufenthalts hatten wir uns Autisme ausgesucht, doch als wir uns auf den Weg in dessen Richtung machten, kam uns eine andere Seilschaft entgegen und erzählte, dass der Fall besetzt sei. Und da wir gerade genug unter dem Eisschlag gelitten hatten, beschlossen wir uns Richtung Grenoble auf den Weg zu machen und dort vielleicht noch etwas in die Kletterhalle zu gehen. Als wir den Talboden erreichten, sahen wir aber, dass die Seilschaft die zuvor in Autisme gesehen worden war, abgeseilt hat, und nicht hinauf geklettert ist. Kurzerhand machten wir kehrt und stapften zum Einstieg hinauf. Die beiden Franzosen, die den Eisfall geklettert waren, gaben uns noch ein paar Tipps und schon ging's wieder los.
Die erste Länge bildete wieder ein Aufschwung mit ca. 80 Grad an seinem Ende. Die zweite war wieder etwas leichter, aber wiedermal mit Schnee bedeckt, der teilweise eine unangenehme dünne Eisschicht trug. Der zweite Stand befindet sich rechts in einer Felsnische. Für die dritte Seillänge quert man etwas nach rechts und dann gerade über eine Steilstufe, die nach einer Kante flacher wird. Ich kletterte bis an den Fuß der steileren Abschlusswand und baute einen Stand im Eis. Die letzte Länge führt leicht links haltend zu einem eingerichteten Standplatz. Zu Trainingszwecken versuchte ich hier nur die von Andy hinterlassenen Pickel-Schläge zu hooken, was auch ganz lustig war - im Nachstieg hat man oft Zeit und Muße für solche Spielereien.

So waren die Tage verflogen und der erste Teil meines Aufenthalts vorüber, die nächste Station sollten Skitouren in Chamonix sein, darauf freute ich mich schon sehr.

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